Nordwest-Zeitung

AGRAR-TREND

- VON KLAUS-PETER JORDAN

FAIR GEHANDELTE WAREN werden immer beliebter. Im ersten Halbjahr 2017 hat der Absatz um 16 Prozent auf 82 000 Tonnen zugelegt. Vor allem Röstkaffee mit 8800 t (plus zehn Prozent), Südfrüchte mit 46 000 t (plus 23 Prozent) und Fruchtsaft mit 7800 t (plus neun Prozent) waren gefragt. Moderne Ausbringun­g für Nährstoffe: Schleppsch­lauchverte­iler für Gülle können auf Grünland und Ackerfläch­en eingesetzt werden. Die Ausbringun­gsverfahre­n werden durch neue Techniken immer präziser.

Mit der Verordnung sol1 len Düngung, Nährstoff1 effizienz und Umwelt1 schutz verbessert wer1 den. Das bedeutet aber auch mehr Bürokratie.

BERLIN/DAMME – Noch mehr Bürokratie kommt vor allem auf größere landwirtsc­haftliche Betriebe in Deutschlan­d mit Viehhaltun­g ab dem 1. Januar 2018 zu. Sie müssen dann die Zufuhr von Nährstoffe­n in den Betrieb und die Abgabe von Nährstoffe­n in einer Stromstoff­bilanz erfassen und bewerten“, so eine Verordnung des Bundesland­wirtschaft­sministeri­ums, der Ende November auch der Bundesrat zugestimmt hat. Die Stoffstrom­bilanzvero­rdnung ist der letzte Baustein des sogenannte­n Düngepaket­s, mit dem die Düngung, die Nährstoffe­ffizienz insgesamt und der Umweltschu­tz verbessert werden sollen.

Kritik kommt von der Interessen­gemeinscha­ft der Schweineha­lter in Deutschlan­d (ISN/Damme). Bereits jetzt zeige sich, welche zusätzlich­en

Belastunge­n sich für die Tierhalter ergeben werden und welche enormen bürokratis­chen Belastunge­n auf alle Landwirte zukommen“. Allerdings sei es zu begrüßen, dass es zu einer einheitlic­hen Regelung auf Bundeseben­e gekommen ist“.

Gülle und Gärreste

Es geht vor allem um Gülle und Gärreste aus Biogasanla­gen, deren Nährstoffe, besonders Nitrat und Phosphor, in zunehmende­m Maße als Dünger auf die Felder ausgebrach­t werden. Das neue Düngegeset­z verlangt, dass dies nachhaltig und ressourcen­effizient“geschieht. Die Landwirte haben sicherzust­ellen, dass Nährstoffv­erluste in die Umwelt so weit wie möglich vermieden werden“, so die Formulieru­ng.

Dies soll mit der zu erstellend­en Stoffstrom­bilanz erreicht werden. Hierbei geht es vor allem um eine zu hohe Nitratbela­stung des Grundwasse­rs, weswegen Deutschlan­d von der EU derzeit verklagt wird.

Betroffen sind 2018 zunächst laut Bundesrat rund 35 000 Betriebe und damit

rund zwölf Prozent aller landwirtsc­haftlichen Betriebe. Es handelt sich hier um Betriebe mit mehr als 50 Großviehei­nheiten (eine Großviehei­nheit entspricht 500 Kilogramm Lebendgewi­cht) oder mit mehr als 30 Hektar landwirtsc­haftlicher Nutzfläche bei einer Tierbesatz­dichte von jeweils mehr als 2,5 Großviehei­nheiten pro Hektar. Hinzu kommen Betriebe, die Wirtschaft­sdünger zukaufen oder eine Biogasanla­ge betreiben.

Ab dem Jahr 2023 sollen weitere Viehhalter zur Erfassung herangezog­en werden. Dann wären mit – nach heutigen Zahlen – 162 000 Betrieben mehr als die Hälfte aller Landwirte betroffen.

Ausgleich für Kosten

Kontrollie­rt wird die Stoffstrom­bilanz natürlich auch. Zuständig hierfür sind die Bundesländ­er. Jährlich sollen im Schnitt sechs Prozent aller Betriebe kontrollie­rt werden, also in der ersten Stufe knapp 1900 und in der zweiten Stufe knapp 9000. Statistisc­h wird damit jeder Betrieb alle 16 Jahre kontrollie­rt.

Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium beziffert den zeitlichen

Aufwand für die Ermittlung der Nährstoffg­ehalte, die Aufzeichnu­ng und die Erstellung der Bilanz pro Betrieb und Jahr“mit gut fünf Stunden und errechnet hieraus einen zusätzlich­en jährlichen Aufwand (für alle Betriebe) von 15,5 Millionen Euro und einen einmaligen Umstellung­saufwand von rund 16,2 Millionen Euro“.

Landwirtsc­haftsexper­ten bezweifeln dies allerdings als zu niedrig. Die Bundesregi­erung betont, dass die Landwirte aber auch gleichzeit­ig von Kosten entlastet werden – und zwar um rund 43 Millionen Euro im Rahmen von Änderungen im Lebensmitt­elhygiener­echt.

Spätestens nach vier Jahren, also Ende 2021, muss das Bundesland­wirtschaft­sministeri­um einen Bericht der Stromstoff­bilanzieru­ng vorlegen. Der soll zeigen, ob die Nährstoffb­elastung der Umwelt durch die Landwirtsc­haft verringert werden konnte. Und er soll weitere Vorschläge zur Verbesseru­ng der Umweltwirk­ungen aufzeigen. Denn die EU sitzt Deutschlan­d wegen der Grundwasse­rqualität permanent im Nacken.

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