Einmal durchs Jahr in Osternburg
Monika Barkemeyer blickt auf ihren Stadtteil – Von Menschen, Sitten und Speisen
ErB007rungen an die Kinderzeit hat Monika Barkemeyer (74) aufgeschrieben. Es ist ihr drittes Buch.
OSTERNBURG – Grünes wie Grünkohl, Spinat oder Bohnen gab’s Gründonnerstag. Karfreitag kam Fisch auf den Tisch. Silvester wurde in der Suppenterrine Bowle angesetzt – selbstverständlich mit selbst eingemachtem Obst. So war das damals in Osternburg, als Monika Barkemeyer Kind war. Die 74-Jährige hat aufgeschrieben, welche Besonderheiten es im Frühling, Sommer, Herbst und Winter gab. Sitten und Gebräuche, Originale aus dem Stadtteil und eben auch das typische Essen und Trinken kommen dabei vor.
Zusammengefasst ist daraus ein Büchlein von 50 Seiten geworden – mit Monika Barkemeyer als Siebenjährige auf dem Titel. „So’n Jahr in Osternburg“heißt das Werk, ist im Isensee-Verlag erschienen und ab sofort zum Preis von 8,50 Euro im Buchhandel erhältlich.
„Ja, ich habe wieder nachgelegt“, sagt Monika Barkemeyer schmunzelnd. Vor zehn Jahren erschienen ihre „Osternburger Geschichten“. Und sie gehörte mit Agnes Borchers und Renate LüdersBehrens im Jahr 2006 zu den Autorinnen des Buches „Erinnerungen werden wach“der Kirchengemeinde Osternburg. „Es gab eine tolle Resonanz“, freut sich die Hobbyschriftstellerin. Und weil bei ihr auch immer wieder nach neuen Geschichten von früher nachgefragt wurde, hat sie nun erneut den Bleistift gespitzt. „Am Computer schreibe ich nicht, sondern auf große Blöcke“, sagt sie.
Und zu erzählen hat das Osternburger Urgestein wahrlich viel. Monika Barkemeyer ist in der Breslauer Straße aufgewachsen, war 34 Jahre lang Wirtin des „Drielaker Hofes“, dem Vereinslokal von Victoria Oldenburg, gehört dem Ältestenrat des GVO Oldenburg an, sitzt mit am „Runden Tisch Osternburg“, engagiert sich als Mitglied des Gemeindekirchenrats im Besuchsdienst – sie kennt also den Stadtteil und dessen Bewohner genau. Im Jahr 2012 wurde die „Seele von Osternburg“für ihren ehrenamtlichen Einsatz von der Heute und damals: Monika Barkemeyers Buch „So'n Jahr in Osternburg“zeigt sie als Kind auf dem Titel.
Volksbank und der Ð als „Oldenburgerin des Jahres“ausgezeichnet.
„Ich wollte erzählen, was wir früher so gemacht haben“, erklärt die 74-Jährige, die viel auch vom Kramermarkt kennen,
wenn sie im BarkemeyerZelt hinter der Theke steht. Immer, wenn ihr was von damals eingefallen ist, hat sie es notiert. Und dabei spielte dann auch das Essen eine Rolle. In meist kurzen Abschnitten hat sich Monika Barkemeyer nun einmal durchs Jahr in Osternburg geschrieben.
Ältere werden bei der Lektüre wissend nicken: „Ja, so war das damals.“Jüngere werden denken: „Was, so war das? Aber irgendwie auch schön!“Und den ganz Jungen sollte man Passagen vorlesen und mit ihnen darüber reden. Zum Beispiel darüber, wie man eigene Kartoffeln pflanzt. Monika Barkemeyers „Vadder“machte das mit „Holländischen Erstlingen“von der Genossenschaft.
Der Eintritt ins Strandbad (Huntebad) kostete damals übrigens 30 Pfennige, genauso viel wie eine Zugfahrt nach Sandkrug. Der Staubsauger hieß „Vampyrette“von AEG. Zu Weihnachten bekam „Mudder“stets eine neue Kittelschürze und „Vadder“eine Schirmmütze. Es gab auch damals Heiligabend immer Kartoffelsalat mit Würstchen. Nur einmal sollte es Karpfen sein – ein völliger Reinfall. Auch eine wunderbare Geschichte.
„Es ist die Faszination von früher“, sagt Verleger Florian Isensee. „Es wird ja sonst vergessen“, fügt Monika Barkemeyer hinzu.
Das kann für Osternburg ja nun nicht passieren.