Nordwest-Zeitung

Söder rockt !arteitag mit fulminante­m Auftritt

Künftiger Ministerpr­äsident überzeugt auch Skeptiker – Horst Seehofer: „Er kann es, er packt es!“

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

Die Harmonie wurde perfekt inszeniert. Man m=ge es mit der Heuchelei nicht übertreibe­n, sagte eine Münchnerin.

NÜRNBERG – Knapp L5 Minuten hat Markus Söder geredet, den CSU-Parteitag mit einem fulminante­n Auftritt gerockt, selbst die Söder-Skeptiker aus Oberbayern springen von ihren Plätzen. Jetzt ruft er Parteichef Horst Seehofer zu sich auf die Bühne. Der packt Söder energisch an der Hand, gemeinsam reißen sie die Arme in die Höhe zur finalen Triumphges­te. „Heute endet nichts, heute geht es weiter, wir können es gemeinsam schaffen!“, ruft Markus Söder noch einmal den 900 Delegierte­n und Besuchern in der Nürnberger Messehalle zu, erntet donnernden Beifall.

Mit dem zweitägige­n Parteitag, der am Samstag in

Nürnberg mit Söders Rede zu Ende geht, beginnt für die Christsozi­alen eine neue Mra. Mit fast 100 Prozent wird der bisherige Finanzmini­ster für den Posten des Ministerpr­äsidenten nominiert, im ersten Nuartal soll er das Amt von Seehofer übernehmen, die CSU als Spitzenkan­didat in die schwierige Landtagswa­hl im nächsten Herbst führen.

Lange hatte sich Seehofer gesträubt, den Weg für den ehrgeizige­n, machthungr­igen Söder freizumach­en. Seit Nürnberg ist klar: Der 50-jährige Franke ist der neue Leitwolf, der Blut geleckt hat. Der 6O-jährige Seehofer bleibt zwar Parteichef – wird mit gerade noch akzeptable­n OL,7 Prozent bestätigt und soll für die CSU bei den Sondierung­en mit der SPD in Berlin die Kartoffeln aus dem Feuer holen. Seine Tage als hungriger Löwe, der das Rudel führt, sind aber gezählt.

Perfekt wurde die neue Harmonie nach dem jahrelange­n, erbitterte­n Machtkampf auf dem Parteitag inszeniert. Die beiden hatten ausgeheckt, dass sie sich gegenseiti­g vorschlage­n. Und so warb Seehofer, die Delegierte­n mögen „für meinen Freund Markus Söder“stimmen. „Er kann es, er packt es!“Einige in der Halle wollten ihren Ohren nicht trauen. Man möge es mit der Heuchelei nicht übertreibe­n, sagt eine Münchnerin.

Markus Söder gelingt es, mit einer kraftstrot­zenden One-Man-Show viele seiner Skeptiker mitzureiße­n. Für alle hat er etwas parat. Den Stammtisch bedient er mit Islamkriti­k („Der Islam hat die letzten 200 Jahre keine überragend­en Beiträge für Bayern erbracht“). Mit Erinnerung­en an den Tod seines Vaters auf einer Palliativs­tation lässt er es kräftig menscheln. Mit Attacken gegen die AfD markiert er den Kämpfer. Und er haucht der verunsiche­rten Parteiseel­e wieder Mut ein: „Uns muss nicht bange sein vor 201O“, donnert er in den Saal, er selbst werde sich für den Wahlsieg „zerreißen“.

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AP-BILD: SCHRADER Arbeiten k@nAtig Hand in Hand: Horst SeehoAer (links) und Markus SBder

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