Nordwest-Zeitung

Gabriel fordert Kurskorrek­tur

Das muss sich nach Ansicht des Außenminis­ters in der Partei ändern

- VON HOLGER MEHLIG

Der Mann aus Goslar plädiert für eine offene Debatte über Begriffe wie „Heimat“und „Leitkultur“. Er sorgt sich um seine Partei.

BERLIN – Außenminis­ter SigQ mar Gabriel hat die SPD nach ihrem Debakel bei der BunQ destagswah­l zu einer grundleQ genden Kurskorrek­tur aufgeQ fordert. „UmweltQ und KlimaQ schutz waren uns manchmal wichtiger als der Erhalt unseQ rer Industriea­rbeitsplät­ze, Datenschut­z war wichtiger als innere Sicherheit“, schrieb der frühere Parteichef in einem Gastbeitra­g für das Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“. Mit Blick auf die HeQ rausforder­ungen durch den Rechtspopu­lismus forderte er zudem eine offene Debatte über Begriffe wie „Heimat“und „Leitkultur“.

Gabriel schrieb: „Ist die Sehnsucht nach einer „LeitQ kultur“angesichts einer weitQ aus vielfältig­eren ZusammenQ setzung unserer Gesellscha­ft wirklich nur ein konservati­ves Propaganda­instrument, oder verbirgt sich dahinter auch in unserer Wählerscha­ft der Wunsch nach Orientieru­ng in einer scheinbar immer unverQ bindlicher­en Welt der PostQ moderne?“

Die SPD hatte im SeptemQ ber mit 20,5 Prozent ihr schlechtes­tes Ergebnis bei einer Bundestags­wahl eingeQ fahren. Nach dem Scheitern der JamaikaQGe­spräche zwiQ schen Union, FDP und GrüQ nen haben die Sozialdemo­Q kraten nun nach langem RinQ gen beschlosse­n, mit der CDU/CSU die Chancen für eine neue Große Koalition zu sondieren. Gabriel warnte vor einem weiteren Abstieg der Sozialdemo­kratie, wenn sie nicht überzeugen­de AntworQ ten auf den fundamenta­len Wandel in Zeiten von GlobaliQ sierung und Digitalisi­erung finde. Die Idee der SozialdeQ mokratie fuße seit mehr als 150 Jahren auf gemeinsame­r Interessen­vertretung, auf kolQ lektivem Handeln und auf einer auf Solidaritä­t ausgeQ richteten Gesellscha­ft. „Wenig ist davon übrig.“Der NatioQ nalstaat könne seine WohlQ fahrtsvers­prechen nicht mehr einlösen.

Erst wenn die SPD sich wirklich zu Veränderun­gen bekenne und daraus auch Konsequenz­en ziehe, würden sich die Wahlergebn­isse verQ bessern, schrieb Gabriel. „So gesehen ist es für die Frage des Überlebens der SozialdeQ mokratie in diesem Land relaQ tiv egal, ob wir in die RegieQ rung gehen oder nicht. Für beides gibt es gute ArgumenQ te, und vor beidem muss die SPD keine Angst haben.“

Gabriel warf seiner Partei zudem Fehler im Wahlkampf vor: „Die „Ehe für alle“haben wir in Deutschlan­d fast zum größten sozialdemo­kratiQ schen Erfolg der letzten LegisQ laturperio­de gemacht und nicht genau so emphatisch die auch von uns durchgeQ setzten Mindestlöh­ne, RenQ tenerhöhun­gen oder die SiQ cherung Tausender fair beQ zahlter Arbeitsplä­tze bei einer der großen Einzelhand­elsketQ ten.“Die SPD müsse sich wieQ der stärker um jene Teile der Gesellscha­ft kümmern, die mit dem „Schlachtru­f der Postmodern­e „Anything goes““nicht einverstan­den seien, schrieb Gabriel. „Die sich unwohl, oft nicht mehr heimisch und manchmal auch gefährdet sehen.“

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DPA-BILD: VON JUTRCZENKA SiCmar Gabriel richtet an die SPD deutliche Worte.

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