Seehofer rettet sich
Was war das denn? Seehofer und Söder, die sich in der Vergangenheit verbal bis aufs Messer bekämpft haben, präsentieren sich auf dem CSU-Parteitag als das neue Traumduo und lassen sich von den Delegierten feiern. Wer’s glaubt?
Tatsächlich ist die Lage folgendermaßen: Das Alphatier Seehofer konnte den Aufstieg des Alphatiers Söder nicht mehr aufhalten. Die Basis und auch die Fraktion kreideten dem Ministerpräsidenten die schwere Schlappe bei der Bundestagswahl an und trauten dem 68-Jährigen nicht zu, die Partei im kommenden Landtagswahlkampf in die Erfolgsspur zurückzuführen. Schließlich geht es für viele Abgeordnete um einen Sitz im Parlament, der auch monetär gesehen nicht gerade Nachteile mit sich bringt. Das hat Seehofer nach einigem Zögern und Zaudern erkannt und anschließend versucht, zu retten, was zu retten ist. Mit nicht unerheblichem Erfolg: Er bleibt Parteivorsitzender und kann sich Hoffnungen machen, beim Zustandekommen einer Großen Koalition einen Ministerposten bekleiden zu dürfen. All das macht deutlich: Seehofer kann von der Macht nicht lassen.
Dass Söder dieses (Macht)-Spiel mitmacht, ist nicht unklug. Denn noch immer hat Seehofer in Bayern eine große Anhängerschaft. Diese hätte es dem Neuen übelgenommen, wenn er den „König“einfach vom Hofe gejagt hätte. Zudem ist die Aufgabe, die Söder zu stemmen hat, nicht ohne Brisanz. Sollte die CSU im nächsten Jahr bei der Landtagswahl nicht erfolgreich sein, wird man das in erster Linie ihm ankreiden. Da würde es hilfreich sein, zumindest einen Teil der Verantwortung auf den Parteivorsitzenden Seehofer abschieben zu können. Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.
Nichtsdestotrotz ist ganz klar: Die politische Karriere des Alphatiers Seehofer neigt sich dem Ende zu. Noch könnte er den Zeitpunkt für seinen Abgang selbst bestimmen. Irgendwann ist es dafür zu spät.
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