Nordwest-Zeitung

EU-Austritt in Österreich kein Thema

ÖVP/FPÖ-Koalition bekennt sich zu Europa – Weniger Geld für Flüchtling­e

- VON MATTHIAS RÖDER UND SANDRA WALDER

Die schwarz-blaue Koalition in Österreich steht seit Freitagabe­nd. Am Wochenende verkündete­n die Neu-Koalitionä­re die ersten Botschafte­n. Manche richteten sich gezielt ans Ausland.

Die vielleicht wichtigste: Ein „Öxit“, also ein Austritt Österreich­s aus der EU, ist auch per Volksabsti­mmung nicht möglich. Österreich­s ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat der rechten FPÖ ein klares Bekenntnis zur EU abgerungen. „Das muss man akzeptiere­n“, meinte der FPÖ-Vorsitzend­e Heinz-Christian Strache bei der Präsentati­on des 180-seitigen Bündnispak­ts „Zusammen. Für unser Österreich.“am Samstag in Wien.

Die FPÖ kann sich anders als ihre Gesinnungs­genossen aus Frankreich und den Niederland­en als künftige Regierungs­partei nicht mehr mit wütenden Parolen profiliere­n. In Österreich beginnt mit dem Abschluss des Koalitions­pakts zwischen Konservati­ven und FPÖ ein auf fünf Jahre angelegtes Experiment: Können Rechtspopu­listen verantwort­lich Politik machen?

Der Pakt ist deutlich mehr evolutionä­r als revolution­är. Dabei lautete der erfolgreic­he Slogan von ÖVP-Chef Sebastian Kurz im Wahlkampf wolkig-unscharf „Zeit für Neues“. Daraus wurde nach sieben Wochen Koalitions­poker ein „Österreich kann’s besser“(Kurz) oder in den Worten von Vizekanzle­r Strache: „Wir wollen viele kleine Schritte in die richtige Richtung gehen.“

Dazu gehören Rezepte aus der Vergangenh­eit (Schulnoten in der Grundschul­e) gemischt mit wirtschaft­sliberalen Ideen vom schlankere­n Staat. Teil des Regierungs­programms ist auch der erwartbare, noch schärfere AntiMigrat­ionskurs. Anerkannte Asylbewerb­er sollen mit rund 365 Euro plus 155 Euro Integratio­nsbonus rund 300 Euro weniger erhalten als heute zum Beispiel in Wien üblich.

Die FPÖ ist nun wesentlich besser auf die Regierungs­arbeit vorbereite­t als beim ersten ÖVP/FPÖ-Pakt im Jahr 2000. Damals war in nur einer Woche ein Programm zusammenge­schustert worden.

Es ist ein Kabinett der Neulinge und aufseiten der ÖVP der Quereinste­iger aus Wirtschaft und Wissenscha­ft. Nur der 31-jährige Kurz hat Regierungs­erfahrung. Für Aufsehen sorgte, dass die FPÖ den Innen-, Außen- und Verteidigu­ngsministe­r stellt. Damit hat sie alle Geheimdien­ste, die Polizisten und Soldaten unter ihrem Kommando.

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