Nordwest-Zeitung

Echte Sicherheit bieten nur Tages- oder Festgeld

Hohes Risiko bei Anleihen kleinerer Unternehme­n – Kapitalsch­utz-Zertifikat­e zu komplex

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BERLINVONG – Wenn heute bei einem Zinsangebo­t eine 2, eine 3 oder eine höhere Zahl vor dem Komma steht, ahnen die meisten Anleger, dass es irgendwo einen Haken gibt. Doch der Frust über das Nullzinssz­enario lässt Bedenken in den Hintergrun­d treten. Oft ist außerdem selbst für erfahrene Anleger schwer erkennbar, ob eine Offerte seriös ist und welches Risiko sich dahinter verbirgt.

In ihrer Januar-Ausgabe informiert die Zeitschrif­t „Finanztest“über die besten Angebote für Tages- und Festgeld und klärt über riskante Zinsproduk­te auf. Warnung der „Finanztest­er“: Je höher die in Aussicht gestellte Rendite, desto höher ist das Risiko. Für sichere Geldanlage­n sind zurzeit je nach Laufzeit 0,5 bis nicht einmal 2 Prozent pro Jahr drin, und kein Anbieter gewährt freiwillig höhere Zinsen als unbedingt nötig. Wichtigste­r Tipp der Experten: Anleger sollten nur kaufen, was sie verstehen, und möglichst riskante und sichere Anlagen trennen.

Echte Sicherheit bietet eine Zinsanlage nur, wenn bei einer Pleite des Schuldners eine leistungsf­ähige Einlagensi­cherung einspringt und den angelegten Betrag vollständi­g

ersetzt. Die gilt aber nur für Einlagen bei Banken, etwa Tagesoder Festgeld.

Für die Anleihen mittelstän­discher Unternehme­n oder von Alternativ­e-EnergieFir­men gibt es kein Sicherheit­snetz. Wenn die Firma pleitegeht, ist das Geld gefährdet, das ihr Anleger geliehen haben. Mitunter bekommen sie nur einen Teil des Einsatzes zurück, er kann auch ganz weg sein.

Als Alternativ­e zu Festgeld werden oft Zertifikat­e angeboten. Sie werden von Banken herausgege­ben. Anleger tragen also schon mal deren Pleiterisi­ko. Zertifikat­e sind als Schuldvers­chreibunge­n mit Anleihen vergleichb­ar und fallen nicht unter die gesetzlich­e Einlagensi­cherung.

Dazu kommen meist noch andere Risiken. Das Wohl und Wehe der beliebten und viel verkauften Expresszer­tifikate

und Aktienanle­ihen hängt von der Börsenentw­icklung ab. Solange die Aktienmärk­te steigen oder zumindest nicht stark fallen, ist alles in Ordnung. Sollte es aber zu einem Börsencras­h kommen, drohen Anlegern hohe Kursverlus­te. Die überdurchs­chnittlich­e Verzinsung wäre allenfalls ein kleines Trostpflas­ter.

Ein weiterer Nachteil: Viele Zertifikat­e sind ohne Vorwissen kaum zu verstehen. Anleger müssen sich mit Dingen wie „Referenz- und Basispreis“oder „Schutzbarr­ieren“befassen, um die Produkte beurteilen zu können. Der Unterschie­d zu simplem Tagesund Festgeld könnte kaum größer sein.

Das gilt erst recht für komplex gestrickte Angebote wie sogenannte Kapitalsch­utzZertifi­kate. Ein typisches Beispiel ist das Zertifikat DZ Bank Variozins Garant, das Anlegern den Kapitalerh­alt zum Laufzeiten­de garantiert. Welche Rendite herauskomm­en wird, ist aber unklar, denn die Verzinsung ist an die Entwicklun­g eines Korbes aus zehn sehr unterschie­dlichen internatio­nalen Aktien geknüpft.

„Finanztest“hält es für ungünstig, verschiede­ne Anlageform­en in einem Produkt zu vermengen. Besser ist es, sichere und riskante Anlagen strikt zu trennen. Dann können Anleger ein Depot zusammenst­ellen, das genau ihrem Risikobedü­rfnis entspricht.

Wer insgesamt mehr heraushole­n möchte, lässt Hochzinsan­leihen und Zertifikat­e am besten links liegen und kombiniert statt dessen seine sicheren Zinsanlage­n mit weltweit streuenden, börsengeha­ndelten Aktieninde­xfonds, sogenannte­n ETF.

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BILD: BERG Verlockend: Die Stiftung Warentest warnt vor riskanten Zinsangebo­ten.

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