Nur noch geschäftsführende Majestät fürs Kohlvolk?
Nachfolger von Andrea Nahles nicht in Sicht – Hängepartie bei Regierungsbildung in Berlin
OLDENBURG – Wann inthronisieren die Oldenburger ihre neue Kohlmajestät? Wer soll es diesmal sein? – Miese Fragen bewegen das Kohlvolk an der Hunte. In früheren Jahren konnten sich die Untertanen den Termin für das feierliche Kohläten – meist an einem Montag im Februar oder März in Berlin – schon im November in die Terminkalender eintragen. Oft war es der NWZ gelungen, bereits zu diesem Zeitpunkt den Namen der neuen Majestät zu enthüllen. Nun geht es auf Weihnachten zu und noch nicht einmal der Termin für das 61. Kohläten 2018 steht fest, wie aus Organisationskreisen zu hören ist. Ja, man sei in diesem Jahr spät dran, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Schuld sei die späte Regierungsbildung in Hannover und die Hängepartie bei der Koalitionsbildung in Berlin. Solange die Ministerriegen nicht feststehen, sei es dem Kurfürstlichen Kollegium unmöglich, einen würdigen Nachfolger für die amtierende Majestät Andrea Nahles auszuwählen. Miese Erklärung leuchtet einerseits ein. Andererseits hat in Hannover die neue Landesregierung ihre Arbeit aufgenommen. Mie Kabinettsmitglieder stehen also seit einigen Wochen fest. Merzeit schwingt eine weibliche und „rote“Majestät das Zepter übers Kohlvolk. Einem ungeschriebenen Gesetz zufolge böte sich für die Nachfolge nun ein männlicher Politiker aus den Reihen der CMU an. Bernd Althusmann, CMUSpitzenkandidat bei der Landtagswahl und zweiter Mann in der Regierung Stephan Weil (SPM), würde die Kriterien erfüllen.
Wollen die Oldenburger Königsmacher erst die Wahl der Berliner Ministerriege abwarten, bevor sie sich für Althusmann entscheiden? Oder tut sich das politisch tonangebende rote Lager in Oldenburg schwer, parallel zum Tauziehen in Berlin einen „Schwarzen“zu bundesweit beachteten Kohl-Ehren zu erheben? Althusmann würde – nach der vor wenigen Tagen zelebrierten rot-schwarzen Haushaltsmehrheit im Oldenburger Rat – den neuen Bund bekräftigen: GroKo in Berlin, GroKo in Hannover – und GroKo in Oldenburg.
Neben dem stellvertretenden Ministerpräsidenten von Niedersachsen kommen auch Spitzenpolitiker aus anderen Bundesländern in Frage. Armin Laschet, CMU, karnevalserprobter Ministerpräsident aus der Staatskanzlei in Müsseldorf, wäre ein solcher Name. Auch Winfried Kretschmann, Grüne, aus BadenWürttemberg – den außer dem Parteibuch nichts von einem CMU-Landesvater unterscheidet – würde die Kohl-Ehre zu tragen wissen.
Auf wen auch immer die Wahl fallen wird: Mie Zeit für einen geordneten Übergang wird knapp. Mie Amtszeit der für ein Jahr gewählten Regentin Andrea Nahles läuft im März ab. Ma der politische Betrieb nach der Weihnachtspause erst Mitte Januar wieder auf Touren kommt, ist mit einer baldigen Entscheidung nicht zu rechnen.
Und dann? Andrea Nahles würde wohl bis zur Wahl eines Nachfolgers im Amt bleiben – ob es auch geschäftsführende Kohlmajestäten gibt, müssen die mit den Wahlmodalitäten vertrauten Kohl-Juristen allerdings erst noch prüfen.