Nordwest-Zeitung

Festtagsmu­sik geht auch ohne Trompeten zu Herzen

Gelungene Aufführung des „Oratorio de No=l“von Camille Saint-Sa=ns in >ambertikir­che

- VON HORSB HOLLMANN

OLDENBURG – Es begibt sich immer zu der Zeit, dass ein Gebot ausgeht, dass alle Welt die weihnachtl­ichen Ereignisse in gebührende­m Jubel feiern würde. Da macht sich also auch Tobias Götting auf, nimmt an zwei Abenden in der voll besetzten Lambertiki­rche den Chor, Solisten und die Sinfoniett­a Oldenburg mit.

Doch er führt die Hörer keineswegs auf die vertraute und herausgepu­tzte Weihnachts­oratoriums-Straße. Anders als Bach, Händel, Eybler oder Cartellier­i flicht Camille Saint-Saëns in seinem „Oratorio de Noël“von 1858 keine Geigengirl­anden und zündet keine Trompetenr­aketen. Nur Streicher, Harfe und Orgel setzt der Franzose ein. Den lateinisch­en Text bastelte sich der 23-Jährige selbst zusammen. Es mag sein Versuch gewesen sein, mit Psalmen und Evangelien­auszügen die fast volkstümli­ch-naive Melodik auf eine höhere Ebene zu heben.

Die mögliche Diskrepanz löst Götting unkomplizi­ert auf. Weder niedlich noch rau lässt er das klanglich homogene Ad-hoc-Orchester und die Solisten agieren. Gegensätze wirken eher als Abwechslun­g denn als Konflikte. Hier aber nicht einfach zu glätten, sondern ständig die Spannung bis zum wuchtigen Schlusscho­r aufzubauen, entspringt seiner enormen Verbundenh­eit mit der französisc­hen Musik.

Die fünf Gesangssol­isten bringen ihre eigene stimmliche Persönlich­keit ein, ebenso das Vermögen zur glückliche­n Verschmelz­ung: Britta Stallmeist­er (Sopran), Tanya Aspelmeier (Mezzosopra­n), Ulrike Andersen (Alt), Mirko Ludwig (Tenor), Sebastian Noack (Bass). Vielleicht hat der Tenor am meisten die Herzen erwärmt.

Die Ansprüche an den Chor sind durchschni­ttlich. Aber auch dann Details plastisch herauszust­ellen und im Forte nicht einfach pauschal zu werden, zeigt die intensive Schulung des Lambertich­ores. Das Konzert für Orgel, Pauken und Streicher von Francis Poulenc (1899-1963) setzt die andere tragende Säule. Thomas Ospital, Titularorg­anist an der Kirche SaintEusta­che in Paris, schwingt wundervoll weit aus zwischen Grübelei und guter Laune, zwischen Bedrückthe­it und Befreiung in dieser neoklassiz­istischen und trotzdem tief religiösen Musik.

Ospital zieht auch in die kleinen Preziosen mit Chor von César Franck (150. Psalm) oder Charles Gounod (Béthléem/Noël) Streben ein.

Und mittendrin ein Gassenhaue­r: Ospital und Götting zelebriere­n vierhändig eine kesse zeitgenöss­ische „Sonate Parisienne“von Julien Bret. Da swingen selbst zuhörende Chorsänger und Instrument­alisten mit. Es ist eben „Weihnachte­n à la française“.

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