Europa leitet langsam Energiewende ein
Neue Zielvorgaben für Strom und Sprit – Kritikern gehen die Beschlüsse nicht weit genug
Derzeit stammen europaweit knapp 17 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen. Bis 2030 soll das ausgebaut werden – auf 27 Prozent.
BRÜSSEL – Kommt jetzt die Energiewende für Europa? Die EU-Mitgliedstaaten haben in der Nacht zum Dienstag einen Durchbruch erreicht. Sie wollen verstärkt auf erneuerbare Energien setzen. Aber der Verbraucher soll auch Möglichkeiten bekommen, auf billigen Strom zuzugreifen. Das wurde vereinbart:
Baut die EU jetzt auf regenerative Energiequellen
Ja. Bis 2030 soll der Anteil der Energie, die aus erneuerbaren Quellen stammt, auf 27 Prozent gesteigert werden. Ende 2016 lag die Union bei 16,9 Prozent, bis 2020 sollen 20 Prozent erreicht sein. Allerdings betrug der Zuwachs zuletzt nur 0,2 Prozent, er verlangsamte sich immer mehr.
Wie will Brüssel das in den Griff bekommen
Die Vertreter der Mitgliedstaaten haben vereinbart,
dass der Anteil der erneuerbaren Energie am Gesamtverbrauch ab 2020 um jährlich ein Prozent steigen muss. Damit sollen die Bemühungen intensiviert werden.
Betrifft das auch den Verkehr
Hier will die EU vor allem Biotreibstoffe der zweiten Generation fördern – ihr Anteil am Gesamtverbrauch soll bis 2030 mindestens drei Prozent betragen. Dieser Sprit wird
nicht mehr aus Getreide und Früchten gewonnen, sondern aus Stroh und Abfällen. In 13 Jahren sollen mindestens 14 Prozent der Kraftstoffe aus biologischen Quellen stammen – vier Prozent mehr als für 2020 vereinbart wurde.
Was hat der Verbraucher von den Plänen
Die Mitgliedstaaten zwingen die Energieversorger, künftig „dynamische“Tarifmodelle anzubieten. Der Verbraucher
kann seine Energiekosten dann drücken, wenn er Elektrizität zu Zeiten nutzt, in denen besonders viel verfügbar ist. Das würde so funktionieren: Voraussetzung ist ein sogenannter „Smart-Meter“, der den Verbrauch in Echtzeit erfasst und steuert. Der Kunde schaltet seine Waschmaschine oder seinen Geschirrspüler zwar ein, der SmartMeter überprüft den verfügbaren Strom und lässt den Betrieb des Gerätes erst dann zu, wenn genügend regenerative Energie im Netz verfügbar ist.
Ist das jetzt schon beschlossene Sache
Nein, dies ist das Angebot der Mitgliedstaaten. Doch es muss erst noch von den Abgeordneten des Europäischen Parlamentes gebilligt werden. Es ist bekannt, dass die Volksvertretung deutlich höhere Ziele erreichen will. So haben sich etliche Parlamentarier bereits dafür ausgesprochen, den Anteil erneuerbarer Energien nicht nur auf 27, sondern auf 30 Prozent bis 2030 hochzusetzen. Das erscheint einigen Mitgliedstaaten, die derzeit noch wenig regenerative Quellen nutzen, zu viel zu sein.
Was bedeuten diese EUVorgaben für die Länder
Dieser Schritt steht noch aus, wird aber wohl die eigentliche Herausforderung. Denn Brüssel muss aus der pauschalen Zielvorgabe nun die Anteile der Mitgliedstaaten herausrechnen. Deutschland steht ganz gut da und muss wohl kaum zusätzliche Anstrengungen unternehmen. Die Bundesregierung begrüßte das Vorhaben dementsprechend als „Meilenstein“für den Umstieg auf erneuerbare Energien.
KOMMENTAR, SEITE 4
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