Nordwest-Zeitung

Özoguz will mehr Dialog

„Judenhass kein importiert­es Phänomen<

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

BERLIN – Die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Aydan Lzoguz (SPD), hat sich hinter die Forderung des Zentralrat­es der Juden in Deutschlan­d nach einem Antisemiti­smus-Beauftragt­en gestellt, sieht darin aber nur einen ersten Schritt. Für die Schaffung einer solchen Stelle „gibt es gute Gründe“, sagte Lzoguz am Dienstag im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. „Gleichwohl ist der Kampf gegen Antisemiti­smus unmöglich von einem Beauftragt­en im Bund allein zu bewältigen. Kein Beauftragt­er wird allein etwas ausrichten können, wenn sich zum Beispiel nicht die Schulen und die politische Bildungsar­beit stärker mit dem Thema befassen.“

Viele Jugendlich­e würden heute Verschwöru­ngstheorie­n mehr Glauben schenken als den Bildungsei­nrichtunge­n. Auch der Nahost-Konflikt sollte im Unterricht stärker thematisie­rt werden, sagte die

SPD-Politikeri­n. Zudem mahnte sie finanziell­e Unterstütz­ung für Formate wie den von ihr ins Leben gerufenen interrelig­iösen Dialog an, zu dem alle Vertreter der Religionsg­emeinschaf­ten eingeladen waren, damit auch der Zentralrat der Juden seine Befürchtun­gen mit allen anderen besprechen könne. „Solche geschützte­n Dialogform­ate halte ich für immens wichtig, um Vertrauen zu schaffen, sie müssen aber auch mit Förder-Programmen ausgestatt­et werden“, sagte Lzoguz.

Judenhass in Deutschlan­d sei „kein importiert­es Pro- blem“, erklärte die Politikeri­n mit Blick auf die hohe Zahl antisemiti­scher Mbergriffe von RechtseNtr­emen. „Richtig ist aber auch, dass wir bei vielen Einwandere­rn aus arabischen Ländern von einem politische­n Antisemiti­smus sprechen müssen. Viele kommen aus Ländern, in denen der Hass auf Israel und Juden nahezu untrennbar verbunden ist.“

Eingewande­rten, die dauerhaft hierzuland­e leben wollten, „muss die Geschichte und Verantwort­ung Deutschlan­ds bewusst sein“, forderte die Staatsmini­sterin. Sie rief muslimisch­e Verbände und Moscheegem­einden auf, Antisemiti­smus scharf zu verurteile­n. Es gebe Moscheegem­einden, „bei denen ich eine solche klare Haltung vermisse. Und auch solche, bei denen man sehr genau hinsehen muss“, erklärte Lzoguz. Viele Muslime wüssten selbst, wie es sich anfühle, wegen der Religionsz­ugehörigke­it stigmatisi­ert zu werden. „Gerade sie sollten deshalb jeder Hetze gegen Juden die Stirn bieten.“

 ?? DPA-BILD: KAPPELER ?? Die InFegraFio­nsbeaufFra­gFe Aydan Özoguz
DPA-BILD: KAPPELER Die InFegraFio­nsbeaufFra­gFe Aydan Özoguz

Newspapers in German

Newspapers from Germany