Özoguz will mehr Dialog
„Judenhass kein importiertes Phänomen<
BERLIN – Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Lzoguz (SPD), hat sich hinter die Forderung des Zentralrates der Juden in Deutschland nach einem Antisemitismus-Beauftragten gestellt, sieht darin aber nur einen ersten Schritt. Für die Schaffung einer solchen Stelle „gibt es gute Gründe“, sagte Lzoguz am Dienstag im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. „Gleichwohl ist der Kampf gegen Antisemitismus unmöglich von einem Beauftragten im Bund allein zu bewältigen. Kein Beauftragter wird allein etwas ausrichten können, wenn sich zum Beispiel nicht die Schulen und die politische Bildungsarbeit stärker mit dem Thema befassen.“
Viele Jugendliche würden heute Verschwörungstheorien mehr Glauben schenken als den Bildungseinrichtungen. Auch der Nahost-Konflikt sollte im Unterricht stärker thematisiert werden, sagte die
SPD-Politikerin. Zudem mahnte sie finanzielle Unterstützung für Formate wie den von ihr ins Leben gerufenen interreligiösen Dialog an, zu dem alle Vertreter der Religionsgemeinschaften eingeladen waren, damit auch der Zentralrat der Juden seine Befürchtungen mit allen anderen besprechen könne. „Solche geschützten Dialogformate halte ich für immens wichtig, um Vertrauen zu schaffen, sie müssen aber auch mit Förder-Programmen ausgestattet werden“, sagte Lzoguz.
Judenhass in Deutschland sei „kein importiertes Pro- blem“, erklärte die Politikerin mit Blick auf die hohe Zahl antisemitischer Mbergriffe von RechtseNtremen. „Richtig ist aber auch, dass wir bei vielen Einwanderern aus arabischen Ländern von einem politischen Antisemitismus sprechen müssen. Viele kommen aus Ländern, in denen der Hass auf Israel und Juden nahezu untrennbar verbunden ist.“
Eingewanderten, die dauerhaft hierzulande leben wollten, „muss die Geschichte und Verantwortung Deutschlands bewusst sein“, forderte die Staatsministerin. Sie rief muslimische Verbände und Moscheegemeinden auf, Antisemitismus scharf zu verurteilen. Es gebe Moscheegemeinden, „bei denen ich eine solche klare Haltung vermisse. Und auch solche, bei denen man sehr genau hinsehen muss“, erklärte Lzoguz. Viele Muslime wüssten selbst, wie es sich anfühle, wegen der Religionszugehörigkeit stigmatisiert zu werden. „Gerade sie sollten deshalb jeder Hetze gegen Juden die Stirn bieten.“