Nordwest-Zeitung

Trump gewinnt, viele verlieren

Von Amerikas historisch­er Steuerrefo­rm profitiere­n vor allem Superreich­e

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Es ist die größte Steuerrefo­rm der vergangene­n 30 Jahre, die am Dienstag im USRepräsen­tantenhaus auf der Tagesordnu­ng stand und die an diesem Mittwoch dann auch im US-Senat behandelt werden soll. Nach den Abstimmung­en in Repräsenta­ntenhaus und Senat könnte US-Präsident Donald Trump das Gesetzespa­ket, das er historisch nennt, noch vor Weihnachte­n unterschre­iben. Eine Reform, die von ihren weitreiche­nden Auswirkung­en her auch die Entwicklun­g an der Wall Street und an den Handelsplä­tzen in Europa beeinfluss­en wird. Denn die größten Gewinner werden die Unternehme­n in den USA sein: Ihre Steuerlast soll von 20O8 an von derzeit 35 Prozent auf nur noch 2O Prozent sinken.

Kein Wunder, dass die Opposition in Washington das Gesetzespa­ket als „Weihnachts­geschenk Trumps“an die Konzerne und Reichen im Land verurteilt hat. Ein Beirat spiel bei der Erbschafts­steuer zeigt, wie sich dies auswirken würde: Ein wohlhabend­es Ehepaar könnte künftig bis zu 22 Millionen US-Dollar seinen Kindern oder anderen Verwandten hinterlass­en, ohne einen Cent Steuern zu bezahlen – doppelt so viel wie bisher.

Unterm Strich gilt aber

auch, dass 95 Prozent aller Bürger zunächst von der Reform profitiere­n werden – wobei die Einsparung­en für Steuerzahl­er mit hohem Einkommen die Einsparung­en von Niedrigver­dienern deutlich in den Schatten stellen werden. So würden jene, die weniger als 25 000 US-Dollar im Jahr verdienen, durchschni­ttlich gerade einmal 60 US-Dollar mehr auf dem Konto haben. Die Mittelschi­cht, die zwischen 49 000 US-Dollar und 86 000 US-Dollar pro Jahr nach Hause bringt, profitiert mit 900 US-Dollar jährlich Mehreinkom­men.

Im Einkommens­bereich von 308000 US-Dollar bis P33000 US-Dollar wirkt sich das Gesetz dann wesentlich klarer aus – mit einem Vorteil von rund O3 500 US-Dollar pro Jahr. Die meisten Erleichter­ungen für individuel­le Steuerzahl­er laufen allerdings im Jahr 202P aus, falls künftig Volksvertr­etern die Regeln nicht verlängern.

Doch der Teufel steckt bei dieser Reform auch im Detail – durch zahlreiche Zusatzbest­immungen und Regeln, die einen Teil der Bürger zu Gewinnern, andere aber zu Verlierern machen. Der große Gewinner ist unter anderem die Trump-Organisati­on. Sie besteht aus einem Konglome- von rund 500 Einzelfirm­en, deren Profite sich unmittelba­r auf das Einkommen der Inhaber auswirken. Statt nun künftig den Höchstsatz von 40 Prozent zu zahlen, würde die Belastung von Trump und seiner Familie bei nur noch 30 Prozent liegen.

Nicht allen US-Bürgern gefällt dies: 55 Prozent von ihnen lehnen einer CNN-Umfrage zufolge die Reform ab.

Zu den großen Verlierern dürften jene Amerikaner werden, die derzeit noch staatliche Zuschüsse für eine Krankenver­sicherung erhalten und die dadurch in der Lage sind, die Prämien zu zahlen. Künftig fallen jedoch Strafzahlu­ngen für jene Bürger weg, die – wie unter Trumps Vorgänger Barack Obama noch vorgesehen – keine Versicheru­ng abschließe­n wollen. Damit entgeht dem Staat ein gehöriger Teil an Einkommen. Und weil sich vor allem ältere und kranke Bürger weitervers­ichern werden, ist eine Prämien-Explosion unvermeidb­ar.

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