,erschlagung sch%ächt islamistische Szene
Abu Walaa steht als IS-Strippenzieher in Celle vor Gericht
HANNOVER/CELLE – Auf den ersten Blick scheint es paradox: Trotz der Zerschlagung des Netzwerks des Hasspredigers Abu Walaa vor gut einem Jahr und der Anklage des mutmaßlichen Deutschlandchefs der IS-Terrormiliz wächst die radikale Salafistenszene weiter. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, wo der Iraker und seine derzeit vor dem Oberlandesgericht Celle mitangeklagten Helfer besonders aktiv junge Menschen radikalisiert haben sollen, vermelden die Behörden eine weiter steigende Zahl von Islamisten.
Dennoch sind sie sich sicher, dass der Schlag gegen den charismatischen Prediger die Szene nachhaltig geschwächt hat. In seinem Umfeld soll sich auch Anis Amri, der vor einem Jahr den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz verübte, aufgehalten haben. Der Verfassungsschutz in Niedersachsen spricht von einer „empfindlichen Schwächung der dschihadistisch-salafistischen Szene“durch den erhöhten staatlichen Verfolgungsdruck und die Festnahme von Abu Walaa und seines Netzwerkes. „Eine vergleichbare charismatische Führungsperson wie Abu Walaa ist für Niedersachsen, aber auch darüber hinaus, im Moment nicht erkennbar“, sagt ein Sprecher der Behörde. Dies liege unter anderem auch am militärischen Niedergang des IS und der damit einhergehenden Schwächung seines propagandistischen Wirkens.
„Ich habe schon den Eindruck, dass Abu Walaa in Niedersachsen
und dem Ruhrgebiet einen gewissen Einfluss hatte“, meint der Osnabrücker Islamwissenschaftler Michael Kiefer. „Er war eine zentrale Figur.“Insofern sei die Entscheidung, das Netzwerk stillzulegen, goldrichtig gewesen. „Das heißt aber nicht, dass damit das Problem beseitigt ist, Lücken werden
schnell geschlossen.“Die salafistische Szene sei hochmobil, ihre Akteure hielten sich beispielsweise ein halbes Jahr in Hamburg, dann in Hildesheim oder in Dortmund auf.
In Celle geht es währenddessen darum, Abu Walaa und seinem Netzwerk die angelasteten Taten konkret nachzuweisen. Die Bundesanwaltschaft
hält den Prediger für die zentrale Führungsfigur des IS in Deutschland.
Ihm und den Mitangeklagten werden Unterstützung und Mitgliedschaft angelastet. Sie sollen junge Menschen insbesondere im Ruhrgebiet und in Hildesheim radikalisiert und in die IS-Kampfgebiete geschickt haben.