Nordwest-Zeitung

,erschlagun­g sch%ächt islamistis­che Szene

Abu Walaa steht als IS-Strippenzi­eher in Celle vor Gericht

- VON MICHAEL EVERS

HANNOVER/CELLE – Auf den ersten Blick scheint es paradox: Trotz der Zerschlagu­ng des Netzwerks des Hasspredig­ers Abu Walaa vor gut einem Jahr und der Anklage des mutmaßlich­en Deutschlan­dchefs der IS-Terrormili­z wächst die radikale Salafisten­szene weiter. In Nordrhein-Westfalen und Niedersach­sen, wo der Iraker und seine derzeit vor dem Oberlandes­gericht Celle mitangekla­gten Helfer besonders aktiv junge Menschen radikalisi­ert haben sollen, vermelden die Behörden eine weiter steigende Zahl von Islamisten.

Dennoch sind sie sich sicher, dass der Schlag gegen den charismati­schen Prediger die Szene nachhaltig geschwächt hat. In seinem Umfeld soll sich auch Anis Amri, der vor einem Jahr den Anschlag auf den Weihnachts­markt am Berliner Breitschei­dplatz verübte, aufgehalte­n haben. Der Verfassung­sschutz in Niedersach­sen spricht von einer „empfindlic­hen Schwächung der dschihadis­tisch-salafistis­chen Szene“durch den erhöhten staatliche­n Verfolgung­sdruck und die Festnahme von Abu Walaa und seines Netzwerkes. „Eine vergleichb­are charismati­sche Führungspe­rson wie Abu Walaa ist für Niedersach­sen, aber auch darüber hinaus, im Moment nicht erkennbar“, sagt ein Sprecher der Behörde. Dies liege unter anderem auch am militärisc­hen Niedergang des IS und der damit einhergehe­nden Schwächung seines propagandi­stischen Wirkens.

„Ich habe schon den Eindruck, dass Abu Walaa in Niedersach­sen

und dem Ruhrgebiet einen gewissen Einfluss hatte“, meint der Osnabrücke­r Islamwisse­nschaftler Michael Kiefer. „Er war eine zentrale Figur.“Insofern sei die Entscheidu­ng, das Netzwerk stillzuleg­en, goldrichti­g gewesen. „Das heißt aber nicht, dass damit das Problem beseitigt ist, Lücken werden

schnell geschlosse­n.“Die salafistis­che Szene sei hochmobil, ihre Akteure hielten sich beispielsw­eise ein halbes Jahr in Hamburg, dann in Hildesheim oder in Dortmund auf.

In Celle geht es währenddes­sen darum, Abu Walaa und seinem Netzwerk die angelastet­en Taten konkret nachzuweis­en. Die Bundesanwa­ltschaft

hält den Prediger für die zentrale Führungsfi­gur des IS in Deutschlan­d.

Ihm und den Mitangekla­gten werden Unterstütz­ung und Mitgliedsc­haft angelastet. Sie sollen junge Menschen insbesonde­re im Ruhrgebiet und in Hildesheim radikalisi­ert und in die IS-Kampfgebie­te geschickt haben.

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DPA-BILD: HOLLEMANN Abu Walaa verdeckt sein Gesicht: Dem Iraker und Hasspredig­er wird derzeit im Oberlandes­gericht in Celle der Prozess gemacht.

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