Steinhoff-Konzern im Gespräch mit Banken
Südafrikanischer Riese mit vielen Schulden – Neue Vorstands-Spitze
STELLENBOSCH/DPA – Der südafrikanische Möbel- und Handelskonzern Steinhoff muss in seinem laufenden Bilanzskandal um Kreditlinien bei Banken ringen. Die Geldhäuser strichen die Kreditrahmen zunehmend zusammen, hieß es am Dienstag. Gespräche dauerten zu dem Themenkreis dauerten bei Redaktionsschluss noch an.
Kurz vor den Gesprächen mit den Banken besetzte der Möbelhandels-Konzern, der einen juristischen Sitz in Amsterdam hat und in Frankfurt eine Börsennotierung hat, seine Führungsspitze neu. Neuer vorläufiger Vorstandschef ist Danie van der Merwe, der bisher das Tagesgeschäft des Ikea-Rivalen führt. Er kämpft bei Kreditinstituten um Geld und Zeit. Van der Merwe führt ein vierköpfiges Management-Team.
Am 14. Dezember hatte Steinhoff nach eigenen Angaben insgesamt ausstehende Schulden im Umfang von 10,7 Milliarden Euro. Ein Ende der Unregelmäßigkeiten in der Bilanz sei noch nicht abzuschätzen, räumte das Management in einer Präsentation für die Banker ein.
Schon 2015 waren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Oldenburg wegen des Verdachts der Bilanzfälschung bekannt geworden. Die Ermittlungen dauern an.
Die Steinhoff-Aktie, die seit einem Kursabsturz Anfang Dezember nur noch zu CentBeträgen gehandelt wird, stürzte nach den Nachrichten weiter ab. Am Dienstagnachmittag lag sie zuletzt mit mehr als 20 Prozent im Minus, bei rund 46 Cent. Seit Börsengang in Frankfurt 2015 hat sie etwa 90 Prozent an Wert verloren.
Am Dienstagnachmittag veröffentlichte Steinhoff im Internet die Präsentation, mit der das Management bei den Banken vorstellig werden wollte. Darin heißt es, die Kreditlinien des Konzerns würden immer öfter gestrichen oder ausgesetzt. Auch Kreditversicherer kappen demnach ihre Deckungen für das Unternehmen oder kündigen sie ganz. Die Absicherung durch Kreditversicherer macht üblicherweise den Weg dafür frei, dass Möbelhersteller und andere Lieferanten Händlern wie Steinhoff Ware liefern, ohne dass diese sofort dafür bezahlen müssen.
Unterdessen kann die Steinhoff-Führung den Umfang der Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen und Jahresabschlüssen noch nicht einschätzen. Steinhoff hatte Anfang Dezember überraschend die Vorlage der Bilanz für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr auf unbestimmte Zeit verschoben und sich von seinem bisherigen Chef Markus Jooste getrennt. Inzwischen steht fest, dass auch die Bilanz für das vorangegangene Geschäftsjahr berichtigt werden muss.
Die Funktion von Christo Wiese als Aufsichtsratschef hat bereits die gelernte Investmentbankerin Heather Sonn übernommen.