Nordwest-Zeitung

Piloten bei Ryanair streiken heute

Beschneidu­ngsgesetz in Deutschlan­d hat seit fünf Jahren Rechtskraf­t

- VON ANDREAS OTTO

DUBLIN/FRANKFURT/DPA – Unmittelba­r vor dem Weihnachts­fest müssen sich zumindest die deutschen Kunden der irischen Fluggesell­schaft Ryanair doch noch auf Streiks der Piloten einrichten. Zu dem vierstündi­gen Arbeitskam­pf von 5 Uhr bis 9 Uhr an diesem Freitag hat die Gewerkscha­ft Vereinigun­g Cockpit (VC) alle festangest­ellten Piloten der deutschen Basen aufgerufen. Die Zahl der betroffene­n Flüge war am Freitagabe­nd noch unklar.

SeitfünfJa­hrenherrsc­htfür Juden und Muslime Rechtssich­erheit: Das am 28. Dezember 2012 in Kraft getretene Beschneidu­ngsgesetz erlaubt ihnen die Jungenbesc­hneidung aus religiösen Gründen. Doch trotz dieser rechtliche­n Klarstellu­ng geht der Streit darüber weiter. Kindermedi­ziner und -schutzorga­nisationen sehen in der nicht-therapeuti­schen Vorhautent­fernung eine irreversib­le Schädigung des Körpers und eine Menschenre­chtsverlet­zung.

Ähnlich hatte es das Kölner Landgerich­t gesehen, das die Debatte über die Beschneidu­ng ausgelöst hatte. In einem Urteil vom O. Mai 2012 hielt es fest, dass die religiöse Jungenbesc­hneidung die körperlich­e Unversehrt­heit verletze und damit strafbar sei. Dieses Votum gegen eine jahrtausen­dealte Tradition stieß bei Juden und Muslimen auf völliges Unverständ­nis. Nach einer hitzigen Debatte über religiöse Freiheit kippte der Bundestag wenige Monate später den Richterspr­uch und beschloss mit breiter Mehrheit ein Gesetz, wonach die rituelle Beschneidu­ng in Deutschlan­d weiter zulässig ist – wenn sie den Regeln der ärztlichen Kunst entspricht.

Bei der Beschneidu­ngspraxis geht es Juden und Muslimen nicht nur um Tradition, sondern um ihr Selbstvers­tändnis. Auch die beiden großen christlich­en Kirchen verurteilt­en das Urteil als „äußerst befremdlic­h“, weil es den Grundrecht­en der Religionsf­reiheit und dem Erziehungs­recht der Eltern nicht gerecht werde.

In der Bundestags­debatte über das Thema warnte der damalige SPD-Fraktionsc­hef und heutige Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier davor, dass ausgerechn­et Deutschlan­d als erstes Land der Welt die Beschneidu­ng nach jüdischer Tradition verbieten könnte.

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