Wahlhelfer Rajoy
Absolute Mehrheit für die Parteien der Separatisten! Die Katalanen feiern, die Esteladas wehen. Applaus für den entmachteten Regierungschef Carles Puigdemont!
Doch eigentlich gebührt der Dank einem ganz anderen: Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy. Jahrelang verweigerten er und seine Partido Popular (PP) den Katalanen einen ernsthaften Dialog. Als die Katalanen dann einseitig – und ja: illegal – das Referendum abhielten und die Unabhängigkeit ausriefen, ließ Madrid die Wähler niederknüppeln, die Politiker verhaften und die Region entmachten.
Diese Brachialpolitik kam selbst bei den gemäßigten Katalanen nicht an. Sie stimmten nun gegen Rajoy. Seine PP wird im neuen Regionalparlament nur drei von 135 Sitzen haben. Die eigentlich kleineren Ciudadanos wurden hingegen stärkste Partei, eine Partei, die sich eindeutig positioniert hat – gegen eine Abspaltung von Spanien, gegen die populistischen Parolen von Puigdemont.
Denn der Ober-Rebell hat in den vergangenen Monaten vor allem eins unter Beweis gestellt: dass er keinen Plan hat, dass er nur die Abspaltung propagieren vermag, aber nicht eine Unabhängigkeit konkretisieren kann. Und dass er nicht persönlich die Folgen seiner Politik trägt, sondern lieber klammheimlich die Flucht ergreift.
Immerhin ist er jetzt bereits dort, wo Hilfe sein könnte: in Brüssel, im Herzen der EU. Statt Rajoys Nonsense von der „innerspanischen Angelegenheit“gebetsmühlenartig zu wiederholen, sollte die EU-Kommission endlich vermitteln, beide Seiten zu sinnvollen Kompromissen bewegen.
Sonst betrifft die „innerspanischen Angelegenheit“bald nicht nur Katalonien. Denn nur mithilfe dieser wirtschaftlich starken Region hat Spanien seine Wirtschaftskrise gerade einigermaßen in den Griff bekommen. Welche Folgen ein erneutes Hochkochen hätte, können die vielen Spanier, die damals auch hier in den Nordwesten ausgewandert sind, eindrucksvoll erzählen.
@ Die Autorin erreichen Sie unter Dosch@infoautor.de