„Kehrtwende bei Tierwohl wäre falsch“
Zx-Minister Bartels warnt vor Folgen – Ministerin Otte-Kinast denkt an „Atempause“
Der Vorsitzende des Oldenburger Agrar- und Ernährungsforums im Oldenburger Münsterland lobt den GrünenPolitiker Meyer. Dieser habe ein wichtiges Netzwerk initiiert.
:RAGE: Demm Bartels, die neue Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) denkt laut über eine „"tempause“beim Tierwohl nach, das eine artgerechte Haltung honoriert. Ist das für Sie eine gute Botschaft? BARTELS: EinKert) Ich hoffe, dass die Aussage der Landwirtschaftsministerin so gemeint ist, dass bei den vielen Projekten, die im Rahmen des Tierschutzplans auf den Weg gebracht wurden, eine Bewertung vorgenommen werden soll. Hat man die Ziele erreicht oder sind sogar gegenläufige Effekte herausgekommen? In dem Sinne wäre eine Evaluierung vernünftig. Das muss keine Atempause sein. :RAGE: Und darf auch auf keinen Fall Kehrtwende sein? BARTELS: Eine Kehrtwende wäre falsch! Betriebe, Unternehmen und Tierhalter haben sich auf die Anforderungen der Gesellschaft und des Handels eingestellt. Zumindest ein Großteil. Da wäre es kontraproduktiv, eine Kehrtwende hinzulegen. :RAGE: Lässt sich das mittlerweile in Niedersachsen erreichte höhere Tierwohl in Zahlen und Daten fassen? BARTELS: Ganz schwer. Man muss eher in Projekten denken. Ein Beispiel: Das vom ehemaligen Agrarminister Christian Meyer (Grüne) eingeführte Nicht-mehr-Kupieren von Ringelschwänzen bei Schweinen… :RAGE: 7mittels 5rämienanrei8 für die Tierhalter als geldwerten "nrei8? BARTELS: Ja. Die Prämie ist die eine Seite. Entstanden ist aber auch ein regelrechtes Netzwerk von Tierhaltern in fast 200 Betrieben, die Erfahrungen austauschen, wie man das Ziel von unverletzten Schwänzen erreichen kann. Ein enorme Hilfestellung für die Tierhalter. Darauf sollten wir nicht mehr verzichten, da das Ziel noch lange nicht erreicht ist. :RAGE: 9as wünschen Sie sich von der neuen Landwirtschaftsministerin beim Tierwohl? BARTELS: Gemeinsame Zielvereinbarungen mit den be- troffenen Tierhaltern! Beispielsweise bei Sauenhaltung und Kastenstand muss den Landwirten die Chance gegeben werden, auf einer Zeitachse die geforderten Bedingungen zu erfüllen. :RAGE: Im Klartext: 3bergangsfristen? BARTELS: Ja. Und einen finanziellen Ausgleich für die Mehrleistungen. :RAGE: Das Landvolk kritisiert bürokratische Hemmnisse bei Stallbauten. Sie auch? BARTELS: Aber Ja! Schon unter Meyer wurde eine interministerielle Arbeitsgruppe eingerichtet. Diese hat – leider – wenig konkrete Ergebnisse hervorgebracht. Aber die Notwendigkeit ist wichtiger denn je. Es geht dabei kaum um Neubauten. Wenn wir mehr für Tierwohl erreichen wollen, müssen wir in die Altbestände reingehen und umbauen, ohne dass gleichzeitig massive Auflagen, Neugenehmigungen und Neugutachten abgefordert werden. Das Problem brennt auf den Nägeln. Die Gruppe muss sofort ihre Arbeit aufnehmen und Lösungen suchen im Konfliktfeld zwischen Umwelt und Tierhaltung. :RAGE: Soll dabei der neue Umweltminister Olaf Lies (S5D) eine entscheidende 6olle mitspielen? BARTELS: Das ist ganz wichtig, sonst werden wir wenig Veränderung in Niedersachsen hinbekommen. Die derzeitigen Hürden sind so hoch, dass die wenigsten Landwirte in der Lage sind, Ställe umzubauen. Ich setze darauf, dass mit Olaf Lies, der als Minister auch für Bauen zuständig ist, die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftsministerin in Gang kommt. Zügig und konstruktiv.
VOF GUNARS REICHENBACHS, BÜRO HANNOVER