Nordwest-Zeitung

Doping-Skandal erreicht Führungseb­ene

Russlands Verbandsch­ef Mutko vor Rücktritt – Entscheidu­ng am Montag

- VON THOMAS KÖRBEL

MOSKAU – Seit Monaten stemmt sich Witali Mutko, Russlands „Mister FußballWM“, gegen den Sog des Doping-Skandals. Doch immer erdrückend­er werden die Vorwürfe, und immer häufiger wird der Name Mutko mit systematis­chem Doping in Russland in Verbindung gebracht.

Ein halbes Jahr vor der Weltmeiste­rschaft in Russland könnte der mächtige Sportfunkt­ionär seinen Posten als Chef des Fußballver­bandes RFS aufgeben, berichtet die Zeitung „Kommersant“. Sie beruft sich auf informiert­e Kreise. Demnach dürfte Mutko seinen Rücktritt bei einer Verbandssi­tzung ankündigen, die am Montag stattfinde­n soll. Steht vor dem Rücktritt als Chef des russischen FußballVer­bandes: Witali Mutko

Eine Stellungna­hme lag zunächst nicht vor. Aber die Spekulatio­nen zeigen: Hinter den Kulissen brodelt es. Die Folgen des Doping-Skandals haben – in der Person von Mutko – die höchste Ebene der russischen Führung erreicht. Der Tiefschlag für Mutko kam Anfang Dezember. Das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) machte ihn für Manipulati­onen bei den Winterspie­len 2014 in Sotschi mitverantw­ortlich und sperrte ihn lebenslang für Olympische Spiele. Mutko war 2014 Sportminis­ter. Der Fußball-Weltverban­d Fifa, der Mutko lange den Rücken gestärkt hatte, habe nach dem IOC-Entscheid seine Position geändert und mit Nachdruck empfohlen, dass Mutko (59) seinen Posten räume, schrieb „Kommersant“.

Dies könnte auch damit zu tun haben, dass der russische Fußball ins Fadenkreuz der Doping-Ermittler geraten ist. Denn nicht nur Winterspor­tler sind vor den Olympische­n Winterspie­len im Februar in Südkorea Teil der Debatte. Auch gegen den russischen Fußball halten sich seit Monaten hartnäckig Doping-Vorwürfe. Konkret steht Berichten zufolge das WM-Team von 2014 im Verdacht. Alles Quatsch, heißt es in Moskau.

„In der Sbornaja gab es nie Manipulati­on und wird es nie Manipulati­on geben“, sagte Mutko bei der Auslosung der WM-Gruppen Anfang Dezember. Doch schon damals – die IOC-Entscheidu­ng war noch gar nicht publik – konnte er nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die Nerven blank liegen. Mit einer Wutrede machte er damals seinem Ärger über Fragen zum Doping Luft, redete sich in Rage, lehnte Spekulatio­nen über einen Rücktritt ab. Wenn es nun doch so käme, sei dies möglicherw­eise eher als Manöver zu sehen denn als klares Rückzugssi­gnal, sagen Beobachter. Denn mit dem RFSVorsitz gäbe Mutko den wohl unwichtigs­ten seiner vielen Posten auf. Der Multifunkt­ionär ist auch Vizeregier­ungschef und Präsident des Organisati­onskomitee­s für die WM. Und es war bislang keine Rede davon, dass Mutko auch um diese Ämter bangen muss.

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