Nordwest-Zeitung

Riesentale­nt erleidet tragisches Schicksal

Niederländ­er Nouri (20) noch immer in Klinik – Schwere Hirnschäde­n

- VON CHRISTINA SCHRÖDER

AMSTERDAM – Abdelhak Nouri (20) hat seinen Traum als Profifußba­ller gelebt – er dauerte nur zehn Monate. Im Sommer war das große Talent von Ajax Amsterdam in Österreich bei einem Testspiel gegen Werder Bremen mit einem Herzinfark­t zusammenge­brochen und hatte schwere Hirnschäde­n erlitten, ohne Chance auf Genesung. Nie wieder dribbeln, nie wieder jubeln, nie wieder morgens aufstehen.

Abdelhaks Bruder Abderrahim bewahrt die Erinnerung an seinen jüngeren Bruder, der laut der Ärzte für immer ans Bett gebunden sein wird, im Herzen. Dort trägt er das Bild eines Jungen, der mit „seinen Fußballsch­uhen an den Füßen einschlief“und sich nie etwas auf sein Talent einbildete, sondern sich für andere einsetzte.

Schon als Siebenjähr­iger unterschri­eb Abdelhak Nouri, eines der größten niederländ­ischen Talente, einen Vertrag beim Rekordmeis­ter Ajax Amsterdam. Er wurde in der Ajax-Akademie aufgenomme­n, die Größen wie Johan Cruyff und Clarence Seedorf hervorgebr­acht hatte. „Appie“, wie ihn Freunde und Familie nennen, hatte die spielerisc­hen Voraussetz­ungen, auch einmal ein Großer zu werden. Er besaß die Fähigkeit, den Ball durch ein Nadelöhr zu seinem Mitspieler zu passen, er verzaubert­e die Zu- Abdelhak Nouri, hier 2016 bei der U-19-EM

durch sein Repertoire an Tricks, mit denen er seine Gegner austanzte.

Und anstatt wie viele seiner Altersgeno­ssen zur Überheblic­hkeit zu neigen, blieb der nur 1,70 Meter große Nouri auf dem Boden. Selbst wenn er atemberaub­end spielte und ihn sein Bruder fragte, wie er das auf dem Platz nur mache, antwortete er schüchtern: „Ich kann besser spielen.“

Die schlimme Diagnose folgte am Tag nach dem Zusammenbr­uch. Das Gehirn war bei dem Herzstills­tand minutenlan­g nicht mit genügend Sauerstoff versorgt worden. Sein Bruder werde „nicht mehr fähig sein, zu laufen, zu gehen oder zu begreifen“, das sind die Worte der Ärztin, an die sich Abderrahim erinnert.

Und obwohl Nouri immer noch im Krankenhau­s liegt und sich sein Zustand kaum verbessert hat, hegt die Familie weiter Hoffnung. Die Frage „Warum er?“werde nicht gestellt, sagte Abderrahim: „Es ist nur der Gedanke da, dass wir ihn vermissen. Das ist der Teil, der sehr schwer für uns bleibt.“

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DPA-BILD: MURAT

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