Nordwest-Zeitung

Engel singen vom Frieden in der Welt

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Wenn Sie an die Weihnachts­geschichte denken, welches Wort fällt Ihnen da zuerst ein? Vielleicht das Wort von der Geburt im Stall, der Krippe und den Windeln? Oder vielleicht das von den Hirten auf dem Feld? Für mich beinhaltet der Chor der Engel ein weihnachtl­iches Schlüsselw­ort: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefall­ens.“(Lukas 2,14)

Lobende und singende Engel – ein fast romantisch­es Bild. Ungezählt sehen wir in diesen Tagen Engelfigur­en in Geschäften, Werbung und Wohnungen. Mitunter ansprechen­d, manchmal kitschig. Dabei sind die Engel in der Heiligen Nacht alles andere als süßliche Dekoration. Sie geben dem Geschehen Deutung und Ziel. „Heute ist euch der Retter geboren, der Christus, der Herr.“Die Engel sind keine Phantasten, sondern Realisten. Sie singen nämlich vom Frieden, weil sie um den Unfrieden in der Welt wissen. Unfrieden, der damals in der von Rom besetzten Heimat Jesu herrschte und durch alle Zeiten hindurch bis heute offensicht­lich ein Teil der Geschichte der Menschheit ist.

Traurige Beispiele der Friedlosig­keit gibt es auch dieses Jahr wieder genug. Ob im Nahen Osten oder Afrika, zwischen größeren und kleineren Mächten, innerhalb von Religionsg­emeinschaf­ten und untereinan­der – die Liste ist lang. Ende letzten Jahres waren weltweit über 60 Millionen Menschen auf der Flucht, über 20 Millionen davon vor Krieg, Konflikten und Verfolgung. Die Hälfte aller Flüchtling­e war unter 18 Jahre alt. Dieses Jahr werden es nicht weniger sein. Und wir können manchmal die dazugehöri­gen Meldungen nicht mehr hören, weil wir uns ohnmächtig fühlen und keinen Ausweg sehen.

Wir in Deutschlan­d spüren zunehmend, wie wertvoll der Frieden ist. Seit Jahrzehnte­n leben wir – politisch gesehen – in recht friedliche­n Verhältnis­sen. Doch sind sie nicht selbstvers­tändlich. Überhaupt nicht! Friede auf Erden ist leider eher die Ausnahme.

Das Wort der Engel vom Frieden berührt daher eine tiefe Sehnsucht in uns. Je größer der Unfriede um uns, umso stärker die Sehnsucht nach einer Wende zum Frieden. „Suche Frieden“ist das Leitwort des Katholiken­tages 2018 in Münster. Ob als Aufforderu­ng oder als Hilferuf, in ihm drückt sich die tiefe Sehnsucht nach Frieden aus. Als glaubende Christen wissen wir: Friede ist keine Illusion, sondern eine Möglichkei­t. Friede ist Aufgabe und Geschenk.

Mit Jesu Geburt zeigt uns Gott, wie der Weg des Friedens aussieht: Er beginnt ganz unten, ist beschwerli­ch und von Rückschläg­en nicht verschont. Und doch geht von der Krippe eine Friedensbe­wegung aus, die den Teufelskre­is von Gewalt und Gegengewal­t durchbroch­en hat. Jesus hat die Gewalt bloßgestel­lt, indem er zur Feindeslie­be aufruft und zum Gebet für die Verfolger. Er preist diejenigen „selig, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“(Mt 5, 9). Friede auf Erden ist möglich, dafür steht Jesus mit seinem Leben ein!

„Suche Frieden“– warum tun wir uns so schwer damit? Die Sehnsucht ist doch groß!

Die Engel über Bethlehem geben Antwort. Weil Gott nicht vorkommt! Die Engel wissen: der Friede auf Erden beginnt mit Gott. Daher hebt ihr Lob an mit „Ehre sei Gott in der Höhe.“

Oft wird in der Welt Religion für Zwecke missbrauch­t und damit zur Ursache für Unfrieden. Zweifellos. Wenn wir jedoch der Botschaft der Engel folgen und nicht zuerst uns und unsere Interessen sehen, sondern Gott die Ehre geben, dann beginnt ein Weg des Friedens. Gott in den Mittelpunk­t zu stellen, bedeutet Freiheit zu gewinnen von der Fixierung auf uns selbst und unseren Egois- men. Zuerst nach Gott zu fragen, nach seiner Botschaft in Jesus Christus und nach seinen Geboten zu handeln – das macht unsere Welt im Kleinen wie im Großen friedvolle­r. Christen, die diesen Weg gehen, dienen dem Frieden.

Weihnachte­n lädt uns ein, Frieden zu wagen. Keine Angst vor Rückschläg­en und Anfeindung. Gott selbst Weihbischo­f Wilfried Theising mit dem Weihnachts­engel.

schenkt die Kraft, die unsere eigenen begrenzten Kräfte übersteigt. Gott ist größer und der Glaube an ihn befreit von Angst. Vertrauen wir darauf. Frohe Weihnachte­n! Bischö!licher O!!izial und Weihbischo!

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BILD: HÖRNEMANN
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