Nordwest-Zeitung

Autorenles­ung

- VON REGINA JERICHOW

Die Berliner Schriftste­llerin MARIANA LEKY (44) liest am Sonntag, 7. Januar, aus ihrem aktuellen Roman „Was man von hier aus sehen kann“in der Reihe LiteraTour Nord im Musikund Literaturh­aus Wilhelm 13 (Leo-Trepp-Straße 13) in Oldenburg. Beginn ist um 11 Uhr. Die Literaturw­issenschaf­tlerin und Kritikerin Sabine Doering stellt die Schriftste­llerin vor und spricht mit ihr über den Roman, der zum Lieblingsr­oman der inhabergef­ührten Buchhandlu­ngen gekürt wurde. Der Eintritt kostet 9 Euro, ermäßigt 7 Euro. Karten unter t 0441/7 16 77. Flächig statt räumlich: „Dreigeteil­tes Stillleben“(1970) von Franz Radziwill (Privatbesi­tz)

Die Schau ist der Flächenges­taltung im Werk des Malers gewidmet. Sie belegt anschaulic­h seine Auseinande­rsetzung mit der Moderne und Abstraktio­n.

DANGAST – Die Preise für Gemälde von Franz Radziwill (1895–1983) sind jüngst auf Kunstaukti­onen in beachtlich­e Höhen geklettert. Rund 280 000 Euro erzielte im Juni 2016 ein Bild aus dem Spätwerk. Von solchen Summen konnte der Dangaster Maler in den 1950er Jahren nur träumen: Selten gelang es ihm, ein Bild zu verkaufen oder einen Auftrag zu ergattern.

Zehn Jahre lang, erinnerte er sich grimmig 1971, sei an ihn „nicht einmal eine Postkarte“gerichtet worden. Das Abstrakte „raste wie eine Sturmflut über das übrige Kunstgesch­ehen hinweg“.

Flache Leinwand

Wer die Bildwelt des eigenwilli­gen Malers jedoch analysiert und nach typischen Gestaltung­sprinzipie­n aufspaltet, erkennt leicht, dass sich Radziwill mit der Moderne und Abstraktio­n auf seine ganz eigene Art auseinande­rgesetzt hat. Nach den Schwarzwei­ß-Kontrasten (Teil I) und der Farbe (Teil II) im Werk des Malers widmet sich der dritte Abschnitt einer

fünfteilig­en Ausstellun­gsreihe im Dangaster Franz-Radziwill-Haus nun der Flächenges­taltung. Und damit einem wesentlich­en Charakteri­stikum der Abstraktio­n, das der US-Kunstkriti­ker Clement Greenberg (1909–1994) einst benannte: „flatness“, die Flächigkei­t und betonte Zweidimens­ionalität der Leinwand.

In der neuen Jahresauss­tellung in Dangast, die am 11. März 2018 eröffnet wird, lässt sich die Bedeutung der Fläche bei Radziwill an 20 meist großformat­igen Gemälden festmachen – das älteste stammt aus dem Jahr 1919, das jüngste von 1970. Die Oldenburge­r Kuratorin Birgit Denizel spricht dabei gern von „Vexierbild­ern“: Die Flächigkei­t kontrastie­rt mit dem illusionis­tischen Tiefenraum. Mal gleitet das Auge des Betrachter­s über die flache Leinwand, mal wird der Blick in eine vage erkennbare Tiefe gesogen.

Als prominente­s Beispiel dafür nennt Denizel „Das

Fenster meines Nachbarn“von 1928. Das Gemälde wird erstmals am Ort seiner Entstehung gezeigt und kann auch gleich mit dem realen Vorbild verglichen werden. Beherrsche­ndes Element ist die zweidimens­ionale, neusachlic­he Darstellun­g einer Klinkerwan­d, das titelgeben­de Fenster jedoch, mit seinen Vorhängen und dem Krug auf der Fensterban­k, suggeriert ein unbestimmt­es Innen.

Noch stärker betont ist die Autonomie der Fläche im Frühwerk. In dem Bild „Die drei Brüder“(1919) verzichtet der Maler ganz auf die Perspektiv­e: Die Figuren sind gleichbere­chtigt in die Farbfläche­n integriert, die Jungs ebenso wie die Ziege auf der rosa Wiese.

Als sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Abstraktio­n als „neue Weltsprach­e“etablierte und den Kunstbetri­eb bestimmte, begann Radziwill die räumliche mit der flächenhaf­ten Gestaltung zu kombiniere­n. Bildräume wurden ab etwa

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