Nordwest-Zeitung

Seine Superhelde­n haben menschlich­e Schwächen

Comicautor Stan Lee wird 95 – Erfinder von Spider-Man und und X-Men

- VON OHANNES SCHMITT-TEGGE

NEW YORK – Als Stan Lee seine ersten Gehversuch­e als Comicautor machte, schien die Welt der Superhelde­n noch recht überschaub­ar. Zwar gab es den übermensch­lichen Superman. Auch der durch die Nacht huschende Batman, Green Lantern und die blitzschne­llen Flash-Helden waren schon geboren. Aber aus Lee und seiner lebendigen Fantasie sprudelten neue Charaktere nur so heraus. Heute verdanken Comicfans dem Autor, der am Donnerstag, 28. Dezember, 95 Jahre alt wird, Superhelde­n-Stars wie Hulk, Thor, die X-Men und die wohl bekanntest­e aller Marvel-Figuren: Spider-Man. Stan Lee

„Das Wichtigste in diesen Tagen war das Cover“, erinnerte sich Lee 2009 im Interview mit dem Magazin „Inc.“an den täglichen Wettkampf am Zeitungski­osk. „Man musste hoffen, dass das Cover jemanden vom Kauf des (Comic-)Buchs überzeugen würde.“Seine ersten Lückenfüll­er-Texte in Ausgabe 3 des „Captain America“-Comics im Jahr 1941 gelten als Beginn seiner Karriere, in der er rund 350 Charaktere schuf oder mit entwickelt­e.

Einfach hatten es seine aus Rumänien eingewande­rten Eltern nicht. Die Weltwirtsc­haftskrise griff um sich, und auch wegen der häufigen Arbeitslos­igkeit des Vaters nahm der in New York als Stanley Martin Lieber geborene Junge zu Schulzeite­n erste Jobs an. Mit 17 Jahren zog er den Job beim Verlag Timely Publicatio­ns an Land, der später Marvel heißen würde, und schrieb unter dem Künstlerna­men Stan Lee erste Abenteuer. Die anderen zwei Mitarbeite­r überwarfen sich mit dem Verleger, und so schmiss der Teenager aus der Bronx den Laden kurzerhand allein.

Für Marvel-Mitarbeite­r wurden die Stunden am Zeichentis­ch vor allem zum Wettlauf mit dem Rivalen DC Comics. Um es mit dessen „Justice League“aufzunehme­n, in der neben Superman und Batman auch Wonder Woman, Flash und Green Lantern auftauchte­n, entwickelt­e Lee zusammen mit Zeichner Jack Kirby 1961 die „Fantastic Four“. „Ich versuchte, die Charaktere anders dahingehen­d zu schaffen, dass sie echte Gefühle und Probleme hatten. Und es kam an“, sagte Lee. Die menschlich­e Seite der Helden wurde zum Markenzeic­hen in Lees Figuren-Familie.

Stan Lee hat das goldene Zeitalter bei Marvel geprägt wie kein Zweiter und dessen Weg zum Multimedia-Konzern mit bereitet. Gut verdient hat er daran allerdings nicht. „Ich war geschäftli­ch gesehen dumm. Ich hätte gieriger sein sollen“, gestand er dem „Hollywood Reporter“im vergangene­n Jahr. Die finanziell­e Achterbahn­fahrt des Verlags machte er mit, ohne sich in entscheide­nden Momenten kräftig auszahlen zu lassen. Den kurzzeitig­en Posten als Marvel-Präsident gab er bald wieder ab, um sich kreativere­n Dingen zu widmen.

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DPA-BILD: CHRIS PIZZELLO

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