Nordwest-Zeitung

Wtahl-Zentrale in Niederland­en?

Thyssen-Krupp vor tiefen Veränderun­gen – Garantien für Arbeitnehm­er

- VON NETALI SCHWAB UND UTA KNAPP

,eu 3tahlspart­e dürfte in eine Gemeinscha­ftsfirma mit Tata kommen. Tausende Stellen entfallen.

ESSEN/EMDEN – ThyssenKru­pp steht nach einer Einigung mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn vor einem weitgehend­en Rückzug aus seiner problembeh­afteten Stahlspart­e. Als Teil eines Gemeinscha­ftsunterne­hmens mit dem indischen Konkurrent­en Tata soll der größte deutsche Stahlprodu­zent seinen Sitz künftig in den Niederland­en haben. Für die deutschen Beschäftig­ten wurden langfristi­ge Job- und Standortga­rantien sowie Investitio­nen vereinbart, teilten Unternehme­n und IG Metall mit.

Thyssen-Krupp-Betriebsra­tschef Wilhelm Segerath wertete die nach monatelang­en Verhandlun­gen erzielten Beschäftig­ungsgarant­ien bis 2026 als „einmalig und historisch“. Gleichzeit­ig kündigte er am Freitag weiteren Widerstand gegen eine Verlegung des Unternehme­nssitzes in die Niederland­e an. Mit einem Ultimatum hatten Betriebsrä­te und IG Metall zuvor versucht, das Unternehme­n Dafür steht Thyssen-Krupp: Stahlprodu­ktion. Aber der Konzern verändert sich Richtung Industrie.

unter Druck zu setzen und ein Votum unter den Beschäftig­ten über das Verhandlun­gsergebnis angekündig­t. Das Ergebnis der Abstimmung soll nun am 5. Februar vorliegen.

Aktionärsv­ertreter kritisiert­en die weitreiche­nden Zugeständn­isse an die Gewerkscha­ft. Damit werde der bestehende Status zementiert, sagte Thomas Hechtfisch­er von der Deutschen Schutzgeme­inschaft für Wertpapier­besitz. Unterm Strich sei es jedoch positiv, dass es weitergehe­n

könne. Wesentlich­er Bestandtei­l der Einigung ist eine Beschäftig­ungssicher­ung bis zum 30. September 2026. An dem Abbau von bis zu 2000 Stellen in Deutschlan­d im Zuge der Fusion hält ThyssenKru­pp dabei fest. Dieser soll sozialvert­räglich umgesetzt werden.

Thyssen-Krupp will sich auf lange Sicht von dem schwankung­sanfällige­n Geschäft lösen. Trotz jüngster Preiserhol­ung sieht der Konzern weiter strukturel­le Pro- bleme im Stahlgesch­äft, das noch immer von Überkapazi­täten geprägt ist. ThyssenKru­pp und Tata erhoffen sich durch die Zusammenle­gung ihrer Geschäftst­eile hohe Einsparung­en – früheren Angaben zufolge 400 bis 600 Millionen Euro jährlich. An der Gemeinscha­ftsfirma sollen beide Partner je 50 Prozent besitzen.

Allerdings könnte es in den kommenden Jahren zu einer Verschiebu­ng der Eigentümer­struktur kommen – und Thyssen-Krupp seinen Anteil schrittwei­se reduzieren. „Mindestens sechs Jahre“will der Konzern zwar an dem Gemeinscha­ftsunterne­hmen beteiligt bleiben. Gleichzeit­ig betonte Thyssen-Krupp, dass währenddes­sen eine Veränderun­g der Struktur nicht ausgeschlo­ssen sei. Dabei nannte der Konzern einen Börsengang als Option.

Das Management unter Heinrich Hiesinger steht unter Druck – nicht nur von Seiten der Gewerkscha­ften, sondern auch der Anteilseig­ner. Besonders Großaktion­är Cevian geht der Umbau nicht schnell genug. Die Stahlfusio­n soll Hiesinger nun die Luft verschaffe­n, den Konzern eher auf die Industries­parte mit Geschäften wie Aufzügen und Autokompon­enten zu konzentrie­ren.

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DPA-BILD: BERG

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