Handwerk trifft Architektur
9eHsterschüler und Studenten der Region in einem gemeinsamen Projekt
Am Bau gibt es Vorurteile. Das soll sich jetzt ändern. Die Handwerkskammer Oldenburg und die Hochschule Bremen gehen voran.
OLDENBURG/BREMEN – Jie arbeiten oft am selben Projekt. Handwerker und Architekten gelten aber aber nicht immer als die besten Freunde. Hier wie dort haben sich Vorurteile festgesetzt, weiß man in den beteiligten Organisationen. Einerseits heißt es etwa: „Architekten haben doch keine Ahnung, was sich auf der Baustelle realisieren lässt!“Und andererseits macht beispielsweise die Runde: „Die Bauhandwerker verstehen unsere Ideen ja gar nicht!“
Das daraus entstehende Konfliktpotenzial soll nun möglichst schon in der Ausbildung reduziert werden. Zugleich soll Kommunikation auf Augenhöhe gefördert werden. Dazu haben der Meistervorbereitungskurs der Maurer und Betonbauer der Handwerkskammer Oldenburg sowie der Masterstudiengang „Architektur“an der Hochschule Bremen an einem gemeinsamen Projekt teilgenommen. Darauf weist die Handwerkskammer (HWK) Oldenburg hin.
HWK-Sprecher Thorsten Heidemann erzählt: „Die Studierenden hatten die Aufgabe, ein Haus in der Bremer Innenstadt mit Klinkerfassade zu planen. Mit diesen Entwürfen ging es zur Baubesprechung in das Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer nach Oldenburg.
Hier erläuterten die Studierenden ihre Zeichnungen und besprachen mit den Meisterschülern, ob es Probleme der Umsetzung geben könnte. Außerdem sollten die Maurer und Betonbauer darauf achten, ob sie später mit den Entwürfen praktisch arbeiten Bei einer fiktiven Baubesprechung: der angehende Maurermeister Gökan Tapu und Architekturstudentin Tomma Thiele Gemeinsam etwas schaffen: Gökan Tapu mit seinem Modell-Meisterstück nach einem Entwurf von Architektur-Studentin Tomma Thiele
könnten.“Die Professorin Katja-Annika Pahl, Dozentin für Entwurf und Gestaltung an der Hochschule Bremen und Initiatorin des Projektes, erläutert: „Wir wollten eine möglichst realitätsnahe Situation schaffen, die sowohl auf die zukünftigen Architekten als auch auf die angehenden Meister im Berufsleben zukommt.“Dies sei eine Chance, die gegenseitigen Kompetenzen kennen und schätzen zu lernen.
Dieses Konzept ist auf beiden Seiten aufgegangen, bilanziert man nun. „Im Studium diskutieren wir unsere
Entwürfe immer mit unseren Professoren. Sie jetzt mit jemandem durchzusprechen, der selber schon Häuser gemauert hat, finde ich extrem hilfreich“, erzählt Tomma Thiele, Studentin im dritten Mastersemester. Für sie ergänze das Projekt den Praxisbezug im Lehrplan, der ihr oft fehle. „Von mir aus könnte es so etwas auch schon im Bachelorstudium geben. Man kann so viel voneinander lernen, das ist sehr wertvoll.“Diese Meinung bestätigt laut einem Bericht der HWK ihr „Maurerpartner“Gökan Tapu: „Es war zuerst schon etwas
ungewohnt, war dann aber eine tolle Erfahrung. Tomma hat große Fachkenntnisse in der Theorie. Ich bin da eher der Praktiker und kann überprüfen, ob ihre gestalterischen Ideen auch wirklich funktionieren, oder ob man andere Lösungen finden muss. Das hat viel Spaß gemacht.“
Auch Dirk Meerbach, Dozent des Meistervorbereitungskurses für Statik und Bauphysik, ist von dem Projekt begeistert: „Ich habe nicht erwartet, dass es zu so lebhaften und konstruktiven Diskussionen kommen würde. Da bin ich positiv überrascht.
Dieser erste Versuch ist auf jeden Fall sehr ermutigend und ich könnte mir durchaus eine Weiterführung auch mit anderen Kursen wie zum Beispiel den Zimmerern vorstellen. Denn letztendlich ist so eine Vernetzung für alle Gewerke in der Praxis sehr wichtig.“
Das Projekt soll mit einer Abschlusspräsentation in der Hochschule beendet werden. Studierende und Maurer stellen gemeinsam die Entwürfe und ihre Überlegungen vor.