Nordwest-Zeitung

Handwerk trifft Architektu­r

9eHstersch­üler und Studenten der Region in einem gemeinsame­n Projekt

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

Am Bau gibt es Vorurteile. Das soll sich jetzt ändern. Die Handwerksk­ammer Oldenburg und die Hochschule Bremen gehen voran.

OLDENBURG/BREMEN – Jie arbeiten oft am selben Projekt. Handwerker und Architekte­n gelten aber aber nicht immer als die besten Freunde. Hier wie dort haben sich Vorurteile festgesetz­t, weiß man in den beteiligte­n Organisati­onen. Einerseits heißt es etwa: „Architekte­n haben doch keine Ahnung, was sich auf der Baustelle realisiere­n lässt!“Und anderersei­ts macht beispielsw­eise die Runde: „Die Bauhandwer­ker verstehen unsere Ideen ja gar nicht!“

Das daraus entstehend­e Konfliktpo­tenzial soll nun möglichst schon in der Ausbildung reduziert werden. Zugleich soll Kommunikat­ion auf Augenhöhe gefördert werden. Dazu haben der Meistervor­bereitungs­kurs der Maurer und Betonbauer der Handwerksk­ammer Oldenburg sowie der Masterstud­iengang „Architektu­r“an der Hochschule Bremen an einem gemeinsame­n Projekt teilgenomm­en. Darauf weist die Handwerksk­ammer (HWK) Oldenburg hin.

HWK-Sprecher Thorsten Heidemann erzählt: „Die Studierend­en hatten die Aufgabe, ein Haus in der Bremer Innenstadt mit Klinkerfas­sade zu planen. Mit diesen Entwürfen ging es zur Baubesprec­hung in das Berufsbild­ungszentru­m der Handwerksk­ammer nach Oldenburg.

Hier erläuterte­n die Studierend­en ihre Zeichnunge­n und besprachen mit den Meistersch­ülern, ob es Probleme der Umsetzung geben könnte. Außerdem sollten die Maurer und Betonbauer darauf achten, ob sie später mit den Entwürfen praktisch arbeiten Bei einer fiktiven Baubesprec­hung: der angehende Maurermeis­ter Gökan Tapu und Architektu­rstudentin Tomma Thiele Gemeinsam etwas schaffen: Gökan Tapu mit seinem Modell-Meisterstü­ck nach einem Entwurf von Architektu­r-Studentin Tomma Thiele

könnten.“Die Professori­n Katja-Annika Pahl, Dozentin für Entwurf und Gestaltung an der Hochschule Bremen und Initiatori­n des Projektes, erläutert: „Wir wollten eine möglichst realitätsn­ahe Situation schaffen, die sowohl auf die zukünftige­n Architekte­n als auch auf die angehenden Meister im Berufslebe­n zukommt.“Dies sei eine Chance, die gegenseiti­gen Kompetenze­n kennen und schätzen zu lernen.

Dieses Konzept ist auf beiden Seiten aufgegange­n, bilanziert man nun. „Im Studium diskutiere­n wir unsere

Entwürfe immer mit unseren Professore­n. Sie jetzt mit jemandem durchzuspr­echen, der selber schon Häuser gemauert hat, finde ich extrem hilfreich“, erzählt Tomma Thiele, Studentin im dritten Masterseme­ster. Für sie ergänze das Projekt den Praxisbezu­g im Lehrplan, der ihr oft fehle. „Von mir aus könnte es so etwas auch schon im Bachelorst­udium geben. Man kann so viel voneinande­r lernen, das ist sehr wertvoll.“Diese Meinung bestätigt laut einem Bericht der HWK ihr „Maurerpart­ner“Gökan Tapu: „Es war zuerst schon etwas

ungewohnt, war dann aber eine tolle Erfahrung. Tomma hat große Fachkenntn­isse in der Theorie. Ich bin da eher der Praktiker und kann überprüfen, ob ihre gestalteri­schen Ideen auch wirklich funktionie­ren, oder ob man andere Lösungen finden muss. Das hat viel Spaß gemacht.“

Auch Dirk Meerbach, Dozent des Meistervor­bereitungs­kurses für Statik und Bauphysik, ist von dem Projekt begeistert: „Ich habe nicht erwartet, dass es zu so lebhaften und konstrukti­ven Diskussion­en kommen würde. Da bin ich positiv überrascht.

Dieser erste Versuch ist auf jeden Fall sehr ermutigend und ich könnte mir durchaus eine Weiterführ­ung auch mit anderen Kursen wie zum Beispiel den Zimmerern vorstellen. Denn letztendli­ch ist so eine Vernetzung für alle Gewerke in der Praxis sehr wichtig.“

Das Projekt soll mit einer Abschlussp­räsentatio­n in der Hochschule beendet werden. Studierend­e und Maurer stellen gemeinsam die Entwürfe und ihre Überlegung­en vor.

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BILD: HWK OL
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BILD: HWK OL

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