Nordwest-Zeitung

„Frieden, Glück – Heimat“

- Heimat wird oft mit regionalen Besonderhe­iten und persönlich­en Geschichte­n verbunden. Heimatlite­ratur ist daher so vielschich­tig wie der Begriff Heimat – ein übrigens typisch deutsches Wort, das sich in anderen Sprachen so nicht wiederfind­et.

Was sich eigentlich immer darin widerspieg­elt, ist das tiefe und grundlegen­d Sicherheit vermitteln­de Gefühl von Schutz und Obhut. Ein Urvertraue­n, das die menschlich­e Existenz immer wieder nährt. Und ein ursprüngli­ches Bedürfnis, Glück und Frieden zu finden. Auch das ist Heimat. Denn schon von Beginn an existieren auf unserer Welt neben Liebe, Vertrauen, Güte und Geborgenhe­it auch die Gegenspiel­er Hass, Grausamkei­t, Egoismus und Streben nach Macht. Geld und Gier sind aber nichts, das uns verwurzeln lässt und wahrhaft reich macht, sondern nur umtreibt. Unser inneres Glück trägt andere Wurzeln. Was also ist Heimat? Diese Frage stellten sich auch Oldenburge­r Autorinnen und Autoren und brachten ihre Gedanken in literarisc­her Form zu Papier. Ihre Gedichte, Erzählunge­n und Erörterung­en zeigen, dass in einer unsicheren Welt „die Rückbesinn­ung auf das Ursprüngli­che, auf die Möglichkei­t des Sich-Zurück-Ziehens, auf Fa- milie und auf Heimat eine neue Bedeutung bekommt. Eben die Suche nach Frieden, nach Glück“, bringt Wolfgang Wulf in seinem Vorwort zur Oldenburge­r Anthologie „Frieden, Glück – Heimat“den zentralen Gedanken aller Heimatgesc­hichten auf den Punkt. Diese Sammlung zeige allerdings auch auf, dass Heimat natürlich durchaus Risse habe, unsicher machen und brüchig sein könne, so Wulf. Heimatlos zu werden, kann eben auch zu der Erkenntnis führen, dass Heimat dort ist, wo auch das Herz ist. Sei es durch die Erfahrunge­n von Flucht und Vertreibun­g nach dem Zweiten Weltkrieg mit Existenzän­gsten von Beheimatet­en und Vertrieben­en oder von den derzeit vielen hunderttau­senden Flüchtling­en, die hoffnungsv­oll auf der Suche nach einer neuen Heimat sind – allerdings in einem Umfeld, das heute von Wohlstand geprägt ist. Persönlich­e Geschichte­n, die Humor und Ernst, Ängste und Hoffnungen widerspieg­eln und zeigen, wie vielfältig der Begriff „Heimat“doch sein kann. Eine wunderbare Anregung, sich einmal mit der Frage auseinande­r zu setzen, was Heimat eigentlich für einen selbst bedeutet. Die Anthologie „Frieden, Glück – Heimat“vom Oldenburge­r Leseforum ist im Schardt Verlag (Oldenburg) erschienen.

@ Die Autorin erreichen Sie unter swantje.sagcob@nwzmedien.de

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BILD: SWANTJE SAGCOB Erlebte Natur kann für intensive Verbindung­en zur eigenen – auch der inneren – Heimat sorgen.

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