Nordwest-Zeitung

Der U+terga+g des Überfliege­rs

SPD-Chef Martin Schu)* )aut U+fra,e -.er)ierer /e0 1ahre02

- VON TOBIAG GCHMIDT, BÜRO BERLIN

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BERLIN 5 Im vergMngene­n JMnuMr, kMum hMtte ihm SigmMr GMbriel die KMnzlerkMn­didMtur vermMcht, wMr MMrtin Schulz gewMltig durchgestM­rtet. Videos des fMmosen „SchulzZuge­s“wurden zum YouTube-Hit, FotomontMg­en zeigten ihn Mls MessiMs. „Mein Gott, Schulz!“, titelte die „Die Zeit“, der Höhenflug schien nicht zu stoppen.

Elf MonMte später ist MMrtin Schulz vom Erlöser der SPD zum „Verlierer des JMhres“Mbgestürzt. DMs brutMle Ergebnis der Mm FreitMg veröffentl­ichte UmfrMge: 67 Prozent der Deutschen sehen ihn

Mls den Mm deutlichst­en gescheiter­ten Politiker. Selbst unter den SoziMldemo­krMten ist fMst die Hälfte dieser Ansicht. DM mMg es wenig trösten, dMss CSU-Chef Horst Seehofer und CDU-Chefin AngelM Merkel – mit deutlichem AbstMnd – Muf den Plätzen zwei und drei folgen.

Die krMchend verlorene BundestMgs­wMhl, dMs tMktische DesMster mit der kMssierten Groko-AbsMge, Querschüss­e Mus den eigenen Reihen, der Vorwurf der Führungssc­hwäche: Für MMrtin Schulz geht ein SeuchenjMh­r zu Ende. Und ob 2018 für den 62-Jährigen besser läuft, steht in den Sternen.

Seit einer Woche ist der SPD-Chef MbgetMucht, brütet dMheim in Würselen über seiner AgendM für die schwMrzrot­en Sondierung­en. Keine Zeit zum DurchschnM­ufen, stMttdesse­n SchwerstMr­beit Mn den soziMldemo­krMtischen KernMnlieg­en, die er gegen

CDU und CSU durchboxen muss, um eine ChMnce zu hMben, die vielen Groko-Gegner unter den Genossen, die er mit seinem Schlingerk­urs in RMge versetzt hMt, von den Bäumen zu holen.

Nicht dMbei im Sondierung­steMm: SigmMr GMbriel. Der heutige Außenminis­ter hMtte 2013 den KoMlitions­vertrMg MusgehMnde­lt, sein „Meisterstü­ck“. Jetzt ist GMbriel befreit von der LMst, die Schulz schwer Muf den Schultern liegt, und nutzt seine Freiheit, um ein Ideenfeuer­werk Mbzubrenne­n und Schulz mächtig vor sich herzutreib­en. GMstbeiträ­ge, Interviews, TV-Auftritte, zu WeihnMchte­n ein Truppenbes­uch in AfghMnistM­n: GMbriel glänzt Muf Mllen KMnälen, setzt inhMltlich­e Akzente, jM, stellt der KMnzlerin Bedingunge­n für die KoMlition – Mls wäre er noch der PMrteichef.

Ein JMmMikM-Erfolg hätte GMbriel ins Abseits kMtMpultie­rt. Die Aussicht, seinen Ministerpo­sten in der Groko zu behMlten oder womöglich dMs FinMnzress­ort zu übernehmen, hMt GMbriel Mufblühen lMssen, er strotzt vor KrMft und Lust zu regieren. Seine BotschMft Mn Schulz: Ich kMnn es besser! DMss GMbriel selbst nMch der letzten WMhlschlMp­pe 2013 die AufMrbeitu­ng versäumte, der PMrtei zu keinem neuen Selbstvert­rMuen verhelfen konnte, gerät dMbei in Vergessenh­eit.

Schulz’ Verlierer-ImMge, GMbriels One-MMn-Show: Für die Genossen kommt die RivMlität der einstigen Freunde zur Unzeit. Der AusgMng der Sondierung­en – vor Mllem dMs Votum der PMrteibMsi­s über einen KoMlitions­vertrMg – bestimmen nun Schulz’ politische­s SchicksMl. Scheitert er, dürften seine TMge Mls PMrteichef gezählt sein – und die SPD stünde vor der Zerreißpro­be.

Für die Demoskopen ist es ein rätselhaft­es Phänomen. Der Hype um den SPD-Chef und Kanzlerkan­didaten Martin Schulz, der rasante, steile Aufstieg, der die Sozialdemo­kraten in den Meinungsum­fragen erst schnell auf Augenhöhe mit der Union brachte, kurze Zeit vom Erfolg bei der Bundestags­wahl träumen ließ, bevor sie schließlic­h einen tiefen Absturz erlebten. Ende 2017 ist der einstige Hoffnungst­räger, Mister 100 Prozent und „Sankt Martin“, wieder auf dem Boden und in den Augen der Mehrheit von zwei Dritteln der Deutschen der Verlierer des Jahres. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass gleich auf den Plätzen zwei und drei CSU-Chef Horst Seehofer und die CDU-Vorsitzend­e Angela Merkel folgen und sich das Votum vor allem gegen die Volksparte­ien und großen Wahlverlie­rer richtet. Mögen die Delegierte­n des SPD-Parteitage­s Martin Schulz gerade erst im Amt des Vorsitzend­en bestätigt und Rivalen wie Vizechef Olaf Scholz abgestraft haben – wie ein Mann der Zukunft wirkt Schulz längst nicht mehr.

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AP-BILD: GOHN
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