Nordwest-Zeitung

Sie organisier­te Herbert Wehners Büro

Witwe von SPD-Ur,estein im Alter von 93 Jahren in Dresden verstorben

- VON SOPHIA-CAROLINE KOSEL UND RUPPERT MAYR

Er war ihr Stiefvater und wurde später ihr Mann – sie überlebte Herbert Wehner (1906-1990) um gut 27 Jahre: Einen Tag vor Heiligaben­d ist Greta Wehner in Dresden im Alter von 93 Jahren gestorben. In jener Stadt, in der die SPDLegende Herbert Wehner geboren wurde.

Herbert Wehner, von 1966 bis 1969 Minister für gesamtdeut­sche Fragen und von 1969 bis 1983 SPD-Fraktionsc­hef, schaffte es nach der Wiedervere­inigung nicht mehr, zu seinen Wurzeln zurückzuke­hdann

ren. Er war schon zu krank. Aber er wäre als gesunder Mann nicht eine Stunde länger am Rhein geblieben, sondern nach Dresden gezogen – da war sich seine Frau Greta ganz sicher. Sie selbst tat schließlic­h 1996 diesen Schritt: „Ich wollte etwas von Herbert zurückbrin­gen, weil er selbst nicht mehr zurück konnte.“

Misstrauen schlug dem konvertier­ten Kommuniste­n Wehner, der etliche Zeit im Moskauer Exil lebte, bis zum Schluss entgegen. Hinzu kam das angespannt­e Verhältnis zu Helmut Schmidt und Willy Brandt, der damaligen SPDTroika. Und immer wieder die Frage: Hat er Brandts Sturz betrieben? „Ich weiß, dass Herbert kein Schuft war“, sagte Greta Wehner einmal.

Herbert Wehner heiratete 1944 die Mutter von Greta. Nach dem Krieg war Greta zunächst Sozialfürs­orgerin. Sie trat 1947 in die SPD ein. Herbert Wehner bat sie 1953 um Hilfe. Mehr und mehr kümmerte sich Greta auch um seinen politische­n Alltag. Sie organisier­te die Büros, schrieb Briefe und hielt Telefonate. 1983, im Jahr seines Ausscheide­ns aus der Politik und vier Jahre nach dem Tod seiner früheren Frau, heiratete er seine vorherige Stieftocht­er.

Greta Wehner gründete 2003 in Dresden die Herbertund-Greta-Wehner-Stiftung, die demokratis­che und politische Bildung in Sachsen unterstütz­t.

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DPA-BILD: KNEFFEL Greta Wehner

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