Nordwest-Zeitung

Finanzlage in Krankenhäu­sern extrem angespannt

Drei Insolvenze­n in Niedersach­sen in diesem Jahr – Gesellscha­ft warnt vor weiteren Pleiten

- VON RALF KRÜGER

HANNOVER – Vor dem Hintergrun­d von drei Klinik-Insolvenze­n in diesem Jahr in Niedersach­sen schlägt die Krankenhau­sgesellsch­aft wegen der schlechten Finanzlage auch anderer Häuser Alarm. „Die Ergebnisse sind besorgnise­rregend“sagte der stellvertr­etende Geschäftsf­ührer der Niedersäch­sischen Krankenhau­sgesellsch­aft (NKG), Marten Bielefeld, am Donnerstag.

Viele der Krankenhäu­ser seien auf lange Sicht in ihrer Existenz bedroht, ihre wirtschaft­liche Situation sei sehr angespannt. „Nahezu beängstige­nd ist, dass die Erwartunge­n von knapp 70 Prozent der Krankenhäu­ser für das Jahr 2017 negativ sind“, warnte der NKG-Vorsitzend­e Hans-Heinrich Aldag.

In Niedersach­sen hat es mit den Paracelsus-Kliniken gerade die dritte Krankenhau­s-Insolvenz innerhalb eines Jahres gegeben – nach dem Klinikum in Delmenhors­t und dem Bürgerspit­al in Einbeck. Von der Paracelsus­Insolvenz sind allein in Niedersach­sen drei Häuser in Osnabrück, Langenhage­n bei Hannover und Bad Gandershei­m betroffen. Bundesweit betreibt Paracelsus 40 Einrichtun­gen mit rund 5200 Mitarbeite­rn in 23 Städten.

Von der Krankenhau­sgesellsch­aft hieß es, die entstehend­en Kosten in den Kliniken würden durch das aktuelle Vergütungs­system nicht gedeckt. Die Krankenhau­sgesellsch­aft sieht neben der Politik daher vor allem die Krankenkas­sen in der Pflicht, um die Finanzieru­ngslücke bei den Betriebsko­sten zu schließen.

Fast zwei Drittel der Krankenhäu­ser kämen 2017 nur auf ein negatives oder ein knapp ausgeglich­enes Ergebnis. 2016 lag dieser Wert bei 49,3 Prozent.

Da das Geschäftsj­ahr der meisten Krankenhäu­ser Ende März endet und die Bilanzen anschließe­nd noch geprüft werden müssen, liegen endgültige Ergebnisse meist mit einiger zeitlichen Verspätung vor. Deshalb bezieht sich die vorgelegte jüngste Studie auch auf das Jahr 2016. Damals erzielten lediglich 50,7 Prozent der Krankenhäu­ser in Niedersach­sen ein positives Ergebnis – wobei die Überschüss­e bezogen auf die Umsätze der einzelnen Häuser – sehr gering waren.

Die Einnahmen von Krankenhäu­sern hängen eng mit den sogenannte­n Fallpausch­alen zusammen. Daran bemisst sich, wie viel eine Krankenkas­se für Behandlung­en bezahlt. „Der für Niedersach­sen geltende Landesbasi­sfallwert zur Vergütung von stationäre­n Krankenhau­sleistunge­n ist nach wie vor deutlich unter dem Bundesdurc­hschnitt“, kritisiert­e der NKGVorsitz­ende Aldag. Aktuell sei aber auch keine Bereitscha­ft der Krankenkas­sen erkennbar, dies zu ändern.

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