Nordwest-Zeitung

Deutsche Sprache bleibt Schlüssel zur Integratio­n

204 junge Geflüchtet­e als Azubi im Handwerk registrier­t – Mechatroni­ker und Friseur beliebt

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OLDENBURG/LR – Bei der Handwerksk­ammer Oldenburg sind zum Jahresende 204 Ausbildung­sverhältni­sse registrier­t, bei denen der Lehrling aus einem nichteurop­äischen Asylherkun­ftsland stammt. Die größte Anzahl von Ausbildung­sverträgen wurde mit jungen Menschen aus Syrien (71 Ausbildung­sverhältni­sse) abgeschlos­sen, gefolgt von Afghanen mit 67 und Irakern mit 44 Ausbildung­sverträgen, teilte die Kammer mit. Weitere 94 Personen befinden sich seit 1. August in Ausbildung­svorbereit­ung, in so genannten Einstiegsq­ualifikati­onen.

„Das Handwerk wird seinem Ruf als weltoffene Gesellscha­ftsgruppe gerecht. Die Betriebe geben den zu uns gekommenen Menschen die Chance, sich mit einer fundierten Ausbildung auf dem Arbeitsmar­kt zu integriere­n“, sagt Wolfgang Jöhnk, Geschäftsb­ereichslei­ter Berufsbild­ung der Handwerksk­ammer Oldenburg. Dabei sei interessan­t zu beobachten, dass die Geflüchtet­en in dieselben Berufe streben wie die Deutschen. „Die Ausbildung­en zum Kfz-Mechatroni­ker und zum Friseur stehen jeweils ganz weit oben“, so Jöhnk.

Unterschie­de gebe es aber durchaus zwischen den Herkunftsl­ändern: Während sich junge Menschen aus Afghanista­n für Metallberu­fe und den Kraftfahrz­eugmechatr­oniker entscheide­n, wählen Syrer und Iraker vermehrt die Ausbildung zum Friseur.

Einen großen Anteil am Erfolg hat das landesweit­e Integratio­nsprojekt Handwerkli­che Ausbildung für Flüchtling­e und Asylbewerb­er. Zwei Berater der Handwerksk­ammer Oldenburg haben seit dem Projektsta­rt Ende 2015 insgesamt 609 Kontakte gehabt, 1734 Beratungen durchgefüh­rt und bei 161 Veranstalt­ungen Unterstütz­en Geflüchtet­e wie den jungen Habib Alizada (rechts): Hussein Kerri, Wolfgang Jöhnk, Lars Sieberg und Heidi Köster (von links)

über handwerkli­che Ausbildung­en informiert. Zudem wurden 295 Praktika organisier­t.

Hussein Kerri hat beispielsw­eise den Werdegang von Habib Alizada begleitet. Der Integratio­nsberater freut sich, dass der junge Mann aus Afghanista­n bei Maler- und Lackiererm­eister Lars Sieberg in

Oldenburg einen Ausbildung­svertrag bekam. Rund 16 Monate später zieht Sieberg ein positives Fazit: „Habib Alizada wird die praktische Prüfung bestehen“, prognostiz­iert der in Bümmersted­e ansässige Unternehme­r.

Die sprachlich­en Probleme würden mit jedem Tag weniger, sagt er. „Natürlich ist es zu Beginn für alle im Betrieb und in der Berufsschu­le schwierig, mit einem NichtMutte­rsprachler zu arbeiten. Aber ohne zusätzlich­e Fachkräfte kommen wir doch gar nicht mehr klar.“

Zurzeit absolviert Habib Alizada eine sogenannte überbetrie­bliche Lehrlingsu­nterweisun­g. Für den 23Jährigen ist dies ein weiterer Baustein für seine Ausbildung, die ihm in Deutschlan­d eine gute Grundlage für seine Zukunft geben soll.

Wolfgang Jöhnk sieht den Spracherwe­rb weiterhin als hohe Hürde. „Im Berufsschu­lunterrich­t wird deutlich, dass Alltagsspr­ache nicht gleich Fachsprach­e ist. Den Berufsschu­len müssen zusätzlich­e Kapazitäte­n für den berufsbezo­genen Spracherwe­rb der Flüchtling­e zur Verfügung gestellt werden.“Unterstütz­ung erhofft sich Jöhnk dabei von der neuen Landesregi­erung.

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BILD: HANDWERKSK­AMMER

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