Nordwest-Zeitung

DAS ÄNDERT SICH IM NEUEN JAHR

Sieben Punkte, die die Regierung nun anpacken muss

- VON BASIL WEGENER

Der Blick auf die aktuellen politische­n Großbauste­llen zeigt: Es gibt zahlreiche drängenden Probleme in Deutschlan­d.

BERLIN – „Wir sollten uns offen zeigen für die Chancen für Neuerungen“, sagt Kanzlerin Angela Merkel (CDU). „Die Zukunft mutig zu gestalten, ist die Aufgabe der nächsten Bundesregi­erung“, meint SPD-Chef Martin Schulz. Doch was sind die drängenden Probleme, die die nächste Bundesregi­erung im neuen Jahr anpacken muss, welche Parteien sie auch immer stellen werden? 1. Zuerst ist da Europa. Auch Monate, nachdem Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron seinen EU-Reformplan vorstellte, lässt Deutschlan­d mit einer Antwort auf sich warten. Angesichts der Fliehkräft­e in der EU wachsen die Sorgen, dass die Gemeinscha­ft ohne deutsch-französisc­he Reformstra­tegie an Bedeutung einbüßt – gegenüber China, Russland oder den USA. 2. Wenig auf europäisch­e Solidaritä­t konnte Deutschlan­d zuletzt beim Thema F setzen. Immerhin hatten die EUInnenmin­ister vor zwei Jahren beschlosse­n, 160000 Flüchtling­e umzuvertei­len. Zuletzt war es aber nur ein Bruchteil davon. Migration bleibt Topthema: Können Unsicherhe­it und Armut in Krisenländ­ern stärker eingedämmt werden, auch um etwas gegen Flucht und Vertreibun­g zu tun? Wie geht es mit Rückführun­gen und dem Familienna­chzug nach Deutschlan­d weiter? Kommt ein Einwanderu­ngsgesetz – auch damit wachsende Lücken auf dem Arbeitsmar­kt besser geschlosse­n werden können? 3. Für den Arbeitsmar­kt stehen auch andere Weichenste­llungen an – im Zeichen der a ru . Schon die frühere SPD-Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles hat Regeln zum Schutz der Arbeitnehm­er ein Stück weit lockern wollen, zumindest für eine Probephase, um die Arbeitszei­t etwa beim Homeoffice zu flexibilis­ieren. Neu justiert werden müssen wohl auch der Datenschut­z angesichts des umkämpften Potenzials von Big Data oder das Steuerrech­t für die Besteuerun­g der digitalen Wirtschaft. 4. Dass Schulz auch nach der Wahl die Forderung nach mehr r in Deutschlan­d im Fokus hält, hat einen realen Hintergrun­d: Trotz Rekordbesc­häftigung und Wirtschaft­shoch sind zwei Millionen Kinder armutsgefä­hrdet, weil kein Elternteil erwerbstät­ig ist oder ein Alleinverd­iener nur Teilzeit arbeitet. Bei den Einkommens­unterschie­den liegt Deutschlan­d im OECDVergle­ich nur im Mittelfeld der Industrien­ationen. 5. Wer wenig verdient und geringe Beiträge zahlt, bekommt auch wenig im Alter – und künftig sinkt das Absicherun­gsniveau der deutlich, weil die heutigen Beitragsza­hler der Babyboomer-Generation in großem Stil in Rente gehen. 6. Bereits heute reicht das Geld hinten und vorne nicht für die

u – dabei fehlen in wachsendem Ausmaß Lehrer, Geld für Ganztagssc­hulen, für die Förderung von Kindern aus sozialschw­ächeren Familien oder mit Einschränk­ungen. Investiere­n darf der Bund hier wegen des sogenannte­n Kooperatio­nsverbots nicht, weil die Länder zuständig sind. Fieberhaft diskutiere­n Politiker, wie das Verbot gelockert werden kann. 7. Auch andere Großbauste­llen können kaum warten: So steigt der CO2-Ausstoß dieses Jahr weltweit voraussich­tlich um zwei Prozent. Das internatio­nale Ziel, die Erderwärmu­ng auf 2, besser 1,5 Grad zu begrenzen, scheint so kaum zu schaffen zu sein. Die Staaten haben sich zur Abmilderun­g des a a zum Aufstellen eigener Pläne verständig­t, wie sich von den Treibhausg­asen wegkommen. 2018 wollen sie diskutiere­n, wo sie stehen. Deutschlan­d liegt als „weltgrößte­r Braunkohln­utzer“im Klimaschut­zindex von Germanwatc­h nur im Mittelfeld.

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