Internationale Leitlinien für koloniales Erbe gefordert
Stiftungspräsident Hermann Parzinger regt europäische :onferenz an
BERLIN/DPA – Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, hat eine internationale Vereinbarung für den Umgang mit dem kolonialen Erbe in Museen und staatlichen Sammlungen angeregt. „Die Museen dürfen mit dieser schwierigen Frage nicht alleingelassen werden“, sagte Parzinger. „Ähnlich wie beim Umgang mit NS-Raubgut sollte die internationale Gemeinschaft gemeinsame, verpflichtende Prinzipien verabschieden. Entscheidend wäre, einen Konsens mit den Herkunftsländern zu erreichen.“
Nach dem Bekenntnis des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu fairen Beziehungen zwischen Europa und Afrika sieht Parzinger gute Chancen für einen solchen Vorstoß. „Die Unesco könnte dabei eine wichtige Rolle übernehmen.“Sie sei nach wie vor die von den Vereinten Nationen eingesetzte Organisation, die wichtige Fragen zum kulturellen Erbe der Menschheit erörtert und moderiert.
Ein erster Schritt könnte dem Stiftungschef zufolge eine internationale Konferenz auf europäischer Ebene sein. Auch Länder wie Großbritannien, Frankreich oder Spanien hätten durch ihre Geschichte als Kolonialmächte große Sammlungsbestände, die einer Auseinandersetzung bedürften.
„Es geht in der ganzen Debatte nicht zuvorderst um die Frage Rückgabe oder nicht“, sagte der 58-Jährige. „Es ist eine moralische Verpflichtung, die Herkunft der Bestände zu klären und gemeinsam mit den Herkunftsgesellschaften darüber zu reden, wie wir diese Objekte ausstellen und was wir darüber erzählen.“