Nordwest-Zeitung

Pensionier­ung vergessen einzufädel­n

:chweizer Kabarettis­t Emil :teinberger wird 85 und hat noch einiges vor

- 19. CHRISTIA.E 9ELRICH

Zum Thema Rentner fallen ihm vor allem neue Kalauer ein. Bekannt wurde „Emil“in Deutschlan­d, Österreich und der :chweiz seit den 70er Jahren durch seine TV-:ketche.

BASE – Vergesslic­hkeit im Alter? Darüber lacht der Schweizer Kabarettis­t Emil Steinberge­r kurz vor seinem 85. Geburtstag. „Ja, das mit der Pensionier­ung, das habe ich vergessen einzufädel­n,“sagt er vergnügt und munter. Gerade erst hat er die zweijährig­e Tour mit seinem jüngsten Programm „Emil – No Einisch!“(hochdeutsc­h: „Emil – Noch einmal!“) abgeschlos­sen. Nach dem Geburtstag am 6. Januar herrscht in seinem Kalender Leere, wie Steinberge­r erzählt. Freudige Leere.

Viele Ideen

Endlich das Archiv aufräumen, endlich ins Kino und Theater gehen, endlich mehr malen und zeichnen – eine Leidenscha­ft, die ihn mit seiner Frau Niccel verbindet. „Ich freue mich sehr, dass ich keine Termine habe, ein gutes Gefühl. Man hat doch für nichts mehr Zeit“, sagt er.

Und dann sprüht er gleich wieder vor Arbeitside­en: „Ich würde auch gern ein lustiges Buch machen, und dann gibt es noch ein paar Projekte wie eine Dokumentat­ion und einen Spielfilm, das ist alles auf halbem Weg.“Die Fans

müssen sich erst mal damit begnügen, dass die Emil-Programme demnächst auf DVD zu haben sind.

Steinberge­r, der seit den 1970ern einem breiten Publikum in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz dank seiner TV-Sketche als Emil bekannt ist, startete in den 1950er Jahren zunächst als Postbeamte­r ins Berufslebe­n. Die schon in der Schulzeit entdeckte Leidenscha­ft zur Bühneblieb–zumLeidwes­enseiner Eltern.

Er setzte sich durch und

kündigte die Beamtenste­lle. 1964 startete er mit dem Programm „Emil und die 40 Räuber“als Solokünstl­er und eroberte mit seinem Humor die Zuschauer. Ein bisschen Trotteligk­eit, viel Wortwitz, niemals Bloßstelle­n – das mag mancher Anhänger heutiger Comedy-Größen altmodisch finden, es kommt aber an, wie volle Säle in München, Stuttgart und Hamburg zeigen.

„Es ist unglaublic­h, dass manche Nummern auch nach 40 Jahren noch funktionie­ren“, sagt Steinberge­r. Über

das Parkplatz-Suchen zum Beispiel, „Parkieren“auf Schweizerd­eutsch. Da lacht das deutsche Publikum schon bei dem Ausdruck. Deutsche Fans rieben sich in der Schweiz manchmal die Augen, erzählt er: „Die haben Emil gehört und glauben, sie könnten Schweizerd­eutsch verstehen.“Dass Emil in Deutschlan­d natürlich Hochdeutsc­h – mit Schweizer Lokalkolor­it – spricht, ist vielen nicht klar.

Für Steinberge­r ist es immer ein kleiner Kraftakt, auf Hochdeutsc­h oder Französisc­h zu kalauern. „Die Muskeln sind nach 100 Auftritten im Schweizer Dialekt so eingespiel­t, da ist das Umschalten schwierig“, sagt er. Und vieles findet er deutlich eleganter auf Schweizerd­eutsch: „Perron“statt Bahnsteig etwa, oder „Ich ha es Buech übercho“statt „Ich habe ein Buch bekommen“.

Den vielen Sprachen hat er in den 1990er Jahren noch eine hinzugefüg­t: Sechs Jahre lebte er in New York, ehe er mit seiner zweiten Frau Niccel in die Schweiz zurückkehr­te.

Fundgrube für Gags

„Sensatione­ll“findet es Steinberge­r, wie die Deutschen reden können. „Aber das Tempo: viel zu schnell.“Vor allem Schauspiel­er – „die reden wie Maschineng­ewehre“. Am schlimmste­n sei das bei den deutschen Krimis.

Das Thema Rentner ist für Emil Steinberge­r vor allem eine Fundgrube für neue Gags. Eine Kostprobe: „Als Rentner habe ich mehr Zeit zum Lesen: Ich habe mir heute ein Buch gekauft, ,Cannabis Anbau im Alter‘“, flachst er gleich los. „Oder die Rentnerfor­tbildung: Es gibt jetzt einen dreitägige­n Kurs, wie man Kleiderbüg­el aus leeren Bierdosen macht. Das wird lustig: die Bierdosen müssen ja erst mal leer sein.“

Mit Geburtstag­sfeiern hat Steinberge­r nichts am Hut. Wie er den Tag verbringe, stehe noch in den Sternen. Das Schweizer Fernsehen legt auf jeden Fall Emil-Programme auf. „Vielleicht schauen wir rein“, sagt er.

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DPA-BILD: .ICCEL STEI.BERGER Seine Emil-Programme erscheinen demnächst auf D1D: der Schweizer Kabarettis­t Emil Steinberge­r. Am 6. Januar wird er 85 Jahre alt.

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