Vom großen Hauen und Stechen
Wie Trump und sein einstiger Chefstratege sich öffentlich niedermachen
Donald Trump braucht ganze 1158 Zeichen, um seiner Wut freien Lauf zu lassen. In harschen Worten rechnet der Präsident mit seinem ehemaligen Chefstrategen Steve Bannon ab. Er zweifelt an dessen geistiger Verfassung und beschreibt ihn als Scharlatan. „Bannon hat nichts mit mir oder meiner Präsidentschaft zu tun“, so Trump. „Als er gefeuert wurde,haternichtnurseinenJob verloren, sondern auch seinen Verstand.“
Trump bricht öffentlich mit Bannon, nachdem dieser Trumps ältestem Sohn wegen eines Treffens mit einer russischen Anwältin kritisiert hatte. Die Äußerungen des Präsidenten fallen wohlgemerkt nicht auf Twitter, das Weiße Haus verschickt stattdessen eine Pressemitteilung. Bald darauf legt das Weiße Haus nach, kündigt rechtliche Schritte an, Trumps Anwälte verlangen eine Unterlassungserklärung von Bannon.
Auslöser des Ganzen ist ein Buch des Journalisten Michael Wolff, das in der kommenden Woche erscheint und den Titel „Fire and Fury“
(„Feuer und Zorn“) trägt. In einem Stück im „New York Magazine“zeichnet Wolff das Bild eines Wahlkampfteams, in dem kaum jemand an einen Wahlsieg Trumps geglaubt habe. Nicht einmal der Unternehmer selbst.
Wolff sagt, er habe in 18 Monaten über 200 Interviews geführt. Er habe so etwas wie einen Sitz auf einem Sofa im Westflügel der Regierungszentrale gehabt. Das Weiße Haus weist das zurück. Das Buch sei voll mit falschen und irreführenden Behauptungen von Menschen, die keinen Zugang oder keinen Einfluss hätten, sagt Trumps Sprecherin Sarah Sanders. Es sei nicht mehr als „trashige BoulevardFiktion“.
Wolff beschreibt eine von Chaos geprägte Regierungszentrale, in der es anfangs kaum klar verteilte Rollen, aber viele um Einfluss buhlende Figuren gab. Trump stellt er als undisziplinierten Präsidenten dar, der den Sinn für die Realität verloren habe und selbst von seinen engsten Beratern missachtet werde.
Immer wieder im Zentrum der Schilderungen steht Bannon. Hängen bleibt dabei das Bild eines Mannes, der eifrig die Fäden im Hintergrund spann.
Bannon fiel dem Machtkampf im Weißen Haus zum Opfer, da war er gerade etwas mehr als zweihundert Tage im Amt. Seither konzentriert er sich nicht nur darauf, populistische Kandidaten zu finden, die er in seinem selbst erklärten Krieg gegen das Establishment der Republikaner in die parteiinternen Vorwahlen schicken will. Er ist auch eifrig bemüht, seine Sicht über Trumps Präsidentschaft zu verbreiten. So bezeichnete er den Rausschmiss von FBIChef James Comey als großen Fehler.
In dieselbe Kerbe schlägt Bannon nun mit dem, was er über ein Treffen von Trumps ältestem Sohn mit einer russischen Anwältin während des Wahlkampfes zu sagen hat. Das sei „Verrat, unpatriotisch und übler Mist“gewesen. So zumindest zitiert der britische „Guardian“Äußerungen Bannons aus Wolffs Buch.
Das Treffen im Juni 2016 ist Teil der Russland-Affäre um Einfluss aus Moskau auf die US-Wahl. Trump Jr. hatte sich von der Anwältin heikle Informationen über Hillary Clinton versprochen, der demokratischen Präsidentschaftskandidatin. Mit im Raum waren bei dem Gespräch auch Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner sowie der damalige Wahlkampfchef Paul Manafort.