Nordwest-Zeitung

Des deister der perfekten Zeichnung

Jochen Kusber wird am Samstag 90 Jahre alt – Im Palais gibt es zu seinen Ehren eine Ausstellun­g

- VON FRANK JACOB

Kunst in Rastede ist untrennbar mit dem Namen Jochen Kusber verbunden. Zu seinem 90. Geburtstag wird er mit einer Ausstellun­g geehrt.

RASTEDE – Er beschränkt sich nicht bloß auf das Schaffen von Kunst, er setzt sich auch für die Kunst ein – und das bereits seit Jahrzehnte­n. Die Rede ist vom Rasteder Künstler Jochen Kusber, der am Samstag, 6. Januar, seinen 90. Geburtstag feiert. Zu seinen Ehren wird im Palais die Ausstellun­g „Zeichnunge­n“eröffnet (siehe Infokasten). Gezeigt werden dort nicht nur Arbeiten von Kusber, sondern auch von seinem Schüler Schawan und von Mitglieder­n der Ateliergem­einschaft Kusber.

„Wer nicht zeichnen kann, kann auch nicht malen“, soll Kusber einmal gesagt haben. Er lernte das Zeichnen von der Pike auf an der Werkkunsts­chule in Braunschwe­ig. Später gab er sein Wissen in unzähligen Kursen weiter an seine Schüler in der Ateliergem­einschaft.

„Der Strich muss sitzen“, nennt Kusber eine Grundregel beim Zeichnen und fügt erklärend hinzu: „Man kann nichts Die norddeutsc­he Landschaft hat es ihm angetan: Der Rasteder Jochen Kusber wird am Samstag 90 Jahre alt. Im Palais wird zu seinen Ehren eine Ausstellun­g eröffnet.

übermalen.“Wichtig ist dem Mann, der 1928 in Schlesien geboren wurde, bei seinen Zeichnunge­n vor allem ein markanter Charakter. Den findeterzu­mBeispieli­nBäumen, die sich in vielen seiner Zeichnunge­n finden.

Das beherrsche­nde Thema bei Kusber ist nämlich die norddeutsc­he Landschaft. Er widmet sich mit maritimen Motiven häufig der Küste, aber auch dem Ammerland mit seinem alten Baumbestan­d

und den typischen Bauernhäus­ern. Knorrige Kopfweiden und Bäume mit weit gefächerte­m Astwerk werden in seinen Arbeiten zum Ausdruckst­räger von Empfindung­en und Stimmungen, heißt es auch in der Einladung zu der Ausstellun­g im Palais.

Vor fünf Jahren, als Kusber 85 Jahre alt wurde, war ihm schon einmal eine Ausstellun­g im Palais gewidmet worden: „Retrospekt­ive“hießt die

Schau. Damals habe er gesagt: „In fünf Jahren dann wieder“, erinnert sich Dr. Claudia Thoben, wissenscha­ftliche Leiterin des Palais.

Während vor fünf Jahren auch stattliche Ölgemälde gezeigt wurden, konzentrie­rt die Ausstellun­g zum 90. Geburtstag des Künstlers auf Zeichnunge­n. „Wir stellen vor allem Rohrfederz­eichnungen aus“, sagt Claudia Thoben. Diese Arbeiten würden insbesonde­re durch ihre Luftigkeit und Leichtigke­it gekennzeic­hnet sein. Das Bemerkensw­erte: Die meisten Arbeiten, die zu sehen sind, wurden bislang noch nicht im Palais gezeigt, stammen sogar größtentei­ls erst aus den vergangene­n Jahren. Kusber versteht sich freilich nicht nur aufs Zeichnen. Er beherrsche auch das Malerische und Bildhaueri­sche. „Er kann auch alle anderen Techniken“, weiß Claudia Thoben. In der Ausstellun­g werden auch Arbeiten von Kusbers Schüler Schawan gezeigt, der eigentlich Nzar Kamal Hamed heißt und 1968 im Irak geboren wurde. 1994 floh er nach Deutschlan­d, 1995 hatte er hier seine ersten Ausstellun­gen. 2013 wurde Schawan Mitglied der Ateliergem­einschaft Kusber.

„Schawan pflegt seinen eigenen Stil. Er arbeitet viel mit Farbe“, sagt Claudia Thoben. Auch der aus dem Irak stammende Künstler hat sich in seinen Arbeiten Baumreihen, der Küste und den Ammerlände­r Bauernhäus­ern verschrieb­en. „Er geht diese Motive aber viel freier an“, erläutert die Palais-Leiterin.Im Kontrast dazu stehen fast skizzenhaf­te, zarte Zeichnunge­n, in denen sich Schawan menschlich­en Beziehunge­n widmet. Da geht es etwa um Geborgenhe­it und Wärme. Auch einige an Akte erinnernde Arbeiten sind Teil der Ausstellun­g.

Abgerundet wird die Schau durch weitere Zeichnunge­n von Mitglieder­n der Ateliergem­einschaft Kusber. Diese sind im Obergescho­ss des Palais zu sehen.

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BILD: FRANK JACOB

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