Nordwest-Zeitung

Lindner und die neue FDP-Generation

Wie die Liberalen am Stuhl der ;anzlerin rütteln wollen

- VON RUPPERT MAYR

STUTTGART – So weit ist es nun doch noch nicht, dass sich FDP-Vize Wolfgang Kubicki schützend vor seinen erklärten Freund, Parteichef Christian Lindner, werfen muss. „Wer Christian Lindner stürzen wollte, müsste erst mich wegräumen“, sagte er dem „Focus“. Der Treueschwu­r zwischen beiden gelte auch die nächsten vier Jahre: „Weil wir uns beide versproche­n haben, die FDP bundesweit dauerhaft über zehn Prozent zu etablieren.“Ob er mit diesem „Heldenmut“seinem „Freund“einen Gefallen tut, ist zweifelhaf­t. Kubicki ist wohl der einzige in Leitungsfu­nktion, den Lindner nicht immer einfangen kann.

Nein, Christian Lindner muss nach diesem fulminante­n Wahljahr 2017 nun wirklich nicht fürchten, dass ihn jemand – wie früher in der FDP nicht unüblich – politisch meucheln will. Die FDP steht zum traditione­llen Dreikönigs­treffen 2018 so gut da wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Selbst im Dezember, dem Monat nach dem JamaikaAus, seien nochmals 1200 Menschen in die FDP eingetrete­n, erzählt Lindner. Man zähle jetzt gut 63 000 Mitglieder und sei kurz davor, die Grünen zu überholen. Und seit Ende November habe es auch nochmals einen Schub bei den Spenden gegeben. Lindner spricht vom „Allzeitspe­ndenrekord“.

Eines dieser Neumitglie­der ist Fabian Lober aus dem hohenlohis­chen

Künzelsau. Der 31-Jährige hat einen mittelstän­dischen, sieben Mann großen Betrieb in der Kälteund Klimabranc­he – „die Branche, die die meisten Fachkräfte sucht“, wie Lober sagt. Er ist das erste Mal bei diesem liberalen Traditions­treffen. Vor einem halben Jahr – in der heißen Wahlkampfp­hase – sei er in die FDP eingetrete­n, weil ihm die innovative­n jungen Unternehme­n zu kurz kämen.

Lober – seine Eltern sind CDU-Anhänger, wie er sagt – fühlte sich offenbar von Lindner und seiner jungen FDP angesproch­en. „Eine neue Generation Deutschlan­d“, prangt am Dreikönigs­tag auf der Frontwand in der Stuttgarte­r Staatsoper. Nur eine neue, innovative Politik und Wirtschaft sei in der Lage, den Wohlstand des Landes zu erhalten, warnt Lindner.

Spätestens hier kommt für Lindner die Präsidialk­anzlerin Angela Merkel (CDU) ins Spiel. Ihre „Ambitionsl­osigkeit“lähme das Land regelrecht – im Gegensatz zum Kampfgeist und Reformwill­en eines Präsidente­n Emmanuel Macron in Frankreich. Mit Genugtuung dürfte Lindner derzeit beobachten, wie nervös man in der CDU versucht, dass es doch noch mit der SPD klappt, um eine Minderheit­sregierung zu vermeiden. Denn wenn es nicht klappen sollte mit der SPD, sitzt Merkel auf einem wackligen Stuhl. Und Lindner rüttelt gerne noch ein bisschen mehr daran.

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DPA-BILD: SCHMIDT Die FDP-Spitze um Parteichef Christian Lindner begrüßt am Samstag beim traditione­llen Dreikönigs­treffen der FDP in Stuttgart die Sternsinge­r.

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