Wasser steigt
Lauf in den vergangenen Jahrhundert um 11,1 Kilometer durch Begradigungen verkürzt
Der Tidenhub beträgt am Pegel Drielake 2,70 Meter. Bis vor wenigen 100 Jahren lief die Flut nur bis zum Kloster Blankenburg auf. Flussbegradigungen- und -vertiefungen veränderten dieSituation
Die Flut erreichte in früheren Zeiten die Stadt nicht. Heute gibt es einen mittleren Tidehub von 2,70 Meter.
OLDENBURG – Es gab Zeiten, da erreichte die auflaufende Flut Oldenburg nicht. Die Tide endete in der Regel in Höhe des Kloster Blankenburgs. Doch das liegt einige hundert Jahre zurück. Mittlerweile gibt es am Pegel Drielake einen mittleren Tidehub von 2,70 Metern.
Bedingt ist der rasante Anstieg durch die Begradigung und Vertiefung der Weser und vor allem der Hunte. Sie war ursprünglich von Elsfleth bis Oldenburg 33,9 Kilometer lang. Heute sind es nur noch 22,8 Kilometern, die die Schiffe auf ihrer Fahrt von der Weser über die Hunte bis nach Oldenburg zurücklegen müssen, weiß Reinhard Hövel vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV). Hövel hat seit 2001 den Generalentwässerungsplan aufgestellt, in dem naturgemäß die Hunte eine große Rolle spielt. Denn umgekehrt, also für den Ablauf des Wassers, spielt die Fließgeschwindigkeit ebenfalls eine große Rolle. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt häufig von sogenannten stehendem Hochwasser heimgesucht, wenn das Oberflächenwasser über mehrere Tage nicht abfließen konnte. „Eine Überschwemmung der Stadt bis zu 1,40 Meter Höhe zum Teil über mehr als 50 Tage war keine Seltenheit“, weiß Hövel.
Damit war erst Schluss, als die dritte sogenannte Korrektion (1893 bis 1899) abgeschlossen war. Von da an konnten Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu 3,30 Metern und über 300 Bruttoregistertonnen auf der Hunte verkehren. Maßnahmen zur Verbesserung der Schifffahrt waren schon 1683 ergriffen worden. Der Rat der Stadt bewilligte damals 200 Taler. Die Arbeiten konnten erst 1694 abgeschlossen werden, da es unerwartete Schwierigkeiten beim Wasserbau gab. 100 Jahre lang ruhten danach die Aktivitäten, obwohl die Schifffahrt auf der Hunte weiter sehr beschwerlich („kümmerlich“) war, wie es in zeitgenössischen Dokumenten heißt.
Erst ab 1780 gab es weitere kleinere Korrektionen.
Zwischen 1900 und 2002 wurden dann bezüglich der Tiefe und des Verlaufs der Hunte keine wesentlichen Veränderungen vorgenommen. Allerdings wurden der Hochwasserschutz und der
Deichbau deutlich verbessert. Die der Stadt vorgelagerten Polder nehmen das Wasser auf, wenn der Pegelstand 3,15 Meter überschreitet. Sind 3,30 Meter erreicht, wird die Lage für Oldenburg kritisch, weiß Hövel. Die Spundwände im Bereich des Stadthafens sind
aus diesem Grund auch 3,80 Meter hoch.
Von 2002 bis 2008 wurde die Hunte nochmals zu einer aus heutiger Sicht leistungsfähigen Wasserstraße ausgebaut, die Sohle vertieft und verbreitert. Das galt der Verbesserung der Befahrbarkeit insbesondere in den Kurven und Engstellen. Auf gerader Strecke könne sich nun Europaschiffe begegnen, und sie sind tideunabhängig, also bei Flut und Ebbe, unterwegs. Ein Europaschiff ist 85 Meter lang, 9,5 Meter breit, hat eine Abladetiefe von 2,50 Meter und Transportkapazität von 1350 Tonnen.
Den Abschluss des Ausbaus der Unteren Hunte bildet der Wendeplatz, der zurzeit stadtauswärts gesehen hinter der Bahnbrücke am südlichen Hunte-Ufer gebaut wird. Der Durchmesser dieses Wendebeckens beträgt 165 Meter und ist nach Aussage der Befürworter unablässig, um den Oldenburger Hafen konkurrenzfähig zu halten.
Die schwankenden Wasserstände hatten wie erwähnt in der Geschichte auch großen Einfluss auf die Entwässerung der Stadt. So plante Stadtbaurat Noack 1889 ein Pumpwerk in der Haaren. Der Bau wurde aus Kostengründen allerdings nicht realisiert. Erst 1982 wurde hinter dem Zusammenfluss von Alter Hunte und Haaren ein Sielund Mündungsschöpfwerk gebaut. Auch mithilfe von Pumpen werden seit die Wasserstände geregelt.