Nordwest-Zeitung

Flüge unter Brücke

Bauwerk dient Hubschraub­erpiloten zu Übungszwec­ken

- VON MARC GESCHONKE

Waghalsige­s Manöver oder doch normale Übungseinh­eit? Hubschraub­erpiloten der Marine haben die Oldenburge­r Huntebrück­e wiederholt zu Trainingsd­urchflügen genutzt. „Alles Routine“, heißt es da.

Die Piloten sind in Nordholz stationier­t. Auf diese Weise werden auch Rettungsfl­üge trainiert.

OLDENBURG – Nur ein paar Oldenburge­r Bisamratte­n hatte er an diesem Morgen für seine umfänglich­e Sammlung fotografie­ren wollen – dann aber gelangen Lothar Wierschows­ki unterhalb der Huntebrück­e plötzlich so seltene wie wahrlich beeindruck­ende Aufnahmen eines „Seeluchses“in freier Wildbahn.

Bei diesem Seeluchs handelt es sich tatsächlic­h um einen Marine-Hubschraub­er des Typs „Westland Sea Lynx“mit gut 15 Metern Rotordurch­messer und einer Höchstgesc­hwindigkei­t von plusminus 300 km/h. „Ist so etwas nicht extrem gefährlich und überhaupt erlaubt?“, fragte Wierschows­ki in der Ð-Redaktion nach. Nun, die folgenden Antworten mögen nicht wirklich befriedige­nd sein, aber: durchaus – und ja.

„Es handelte sich dabei um Unterschwe­bemanöver“, bestätigt das Marinekomm­ando in Rostock. „Übungen von taktischen Flugverfah­ren“, nennt es überdies Philipp Wagner, Leutnant zur See beim Marineflie­gergeschwa­der in Nordholz.

Sprich: Die Piloten des besagten Geschwader­s werden mit ihren riskanten Manövern

unterhalb der Huntebrück­e nicht ausgebilde­t, sondern stets trainiert. „Das gehört zu den Routineübu­ngen wie das Unterschwe­ben von Freileitun­gen“, sagt Wagner, „unter anderem wird so auch für den Rettungsdi­enst auf Nord- und Ostsee trainiert.“

Aber weshalb denn dann bitteschön in Oldenburg? „Weil die Huntebrück­e sich dafür sehr gut eignet.“Diese Eignung verdiene sie sich einerseits durch ihre Größe, wie es heißt, anderersei­ts dank ihrer Beschaffen­heit „als Autobahnbr­ücke“, so Wagner. Über Lob freut man sich in Ol- denburg bekanntlic­h immer, in diesem Fall aber dürfte es durchaus den ein oder anderen Kritiker dieser Durchflüge geben. „Vor allem so extrem niedrig“, sagt beispielsw­eise Ohr- und Augenzeuge Lothar Wierschows­ki, „und das nicht in der Mitte der Brücke, sondern an den engen Rändern entlang. Ich halte das für problemati­sch. Berührt er dort einen Pfeiler, gibt es nicht nur jahrelange­s Verkehrsch­aos, sondern auch Tote.“Aus Nordholz heißt es da-

zu: „Solche Flüge werden ja nicht wöchentlic­h in Oldenburg trainiert, und die Hubschraub­er fliegen ja auch nicht einfach mal eben so hindurch.“Es würde zuvor von Sachverstä­ndigen überprüft, ob die Voraussetz­ungen stimmen, ob das Bauwerk tierfrei ist und ob die Gefahr von Vogelschla­g besteht. Wagner: „Die Flugsicher­heit steht an oberster Stelle.“Stünde sie wohl auch für die hiesige Stadtverwa­ltung. Die aber sei gar nicht über derartige Übungseins­ätze informiert, heißt es dort.

Ist die Brücke freigegebe­n, folgten Probeanflü­ge des Piloten. Dann erst ginge es den Übungsvorg­aben entspreche­nd hindurch. So wie am Montagvorm­ittag. Das mag Wierschows­ki bestätigen: Erst sei der Hubschraub­er über die Huntebrück­e geflogen, habe dann einen großen Bogen gemacht und sei dann unterhalb der Fahrbahn durch. Und das halt häufiger. So oft, dass der Oldenburge­r nun immerhin 41 seltene Fotos des „Seeluchses“archiviere­n kann. Und eine nette Anekdote gab’s noch obendrauf: „Als ich den Hubschraub­er so fotografie­rte, schauten mir zwei Rehe dabei zu. Das war schon etwas Besonderes!“

Eine Bilderstre­cke zu den Übungsflüg­en des Hubschraub­ers: www.NWZonline.de/fotos

 ?? BILDER: LOTHAR WIERSCHOWS­KI ?? Tolle Aufnahme: NWZ-Leser Lothar Wierschows­ki fotografie­rte diesen Marine-Hubschraub­er unterhalb der Huntebrück­e während einer Übungseinh­eit. Diese ist im Gegensatz zum fotografis­chen Beleg gar nicht so selten.
BILDER: LOTHAR WIERSCHOWS­KI Tolle Aufnahme: NWZ-Leser Lothar Wierschows­ki fotografie­rte diesen Marine-Hubschraub­er unterhalb der Huntebrück­e während einer Übungseinh­eit. Diese ist im Gegensatz zum fotografis­chen Beleg gar nicht so selten.

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