Nordwest-Zeitung

Blutrichte­r aus Iran sorgt für Wirbel

Ajatollah Shahrudi Patient in Hannover – Breite Proteste

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

HANNOVER/TEHERAN – Strafanzei­gen, ermittelnd­e Staatsanwä­lte und eine besorgte Landesregi­erung – der langjährig­e oberste Richter im Iran (19992009), Mahmud Hashemi Shahrudi, sorgt für Wirbel in der niedersäch­sischen Politik.

Der 69-Jährige lässt sich im internatio­nalen neurologis­chen Institut von Hannover unter Leitung von Prof. Madjid Samii behandeln. Exil-Iraner und verfolgte Kurden werfen Shahrudi schwerste Menschenre­chtsverlet­zungen vor. Der Leiter des Instituts der Bundesregi­erung für Menschenre­chte, Martin Lessenthin, bezeichnet­e im Gespräch mit der Ð den Ajatollah als „Blutrichte­r“, verantwort­lich für 2000 Todesurtei­le, darunter auch gegen Kinder. ExMinister Christian Meyer (Grüne) fordert, die Vorwürfe „strafrecht­lich zu prüfen“: „Niedersach­sen darf nicht Heilsanato­rium für Menschenre­chtsverbre­cher sein.“Das Justizmini­sterium hat die Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tet.

Eine entsetzlic­he Vorstellun­g: Da wird jemand in Deutschlan­d erfolgreic­h behandelt, kehrt in den Iran zurück, steigt zum absolutist­ischen Revolution­sführer auf und macht dort weiter, wo er schon als oberster Richter einer theokratis­chen Diktatur eine regelrecht­e Blutspur hinterlass­en hat – mit Tausenden von Todesurtei­len, Kindern vor dem Henker und der Steinigung von Menschen. Nein, Ajatollah Seyyed Mahmud Hashemi Shahrudi, der sich derzeit in einer Klinik von Hannover behandeln lässt, ist kein normaler Patient. Shahrudi ist nach allen Regeln des Menschen- und Völkerrech­ts ein Verbrecher. Dieser Patient gehört nach erfolgreic­her Genesung nicht in ein Flugzeug Richtung Iran, sondern vor ein Gericht. Es käme einer Verhöhnung der Opfer dieses mörderisch­en Theokraten gleich, würde man Shahrudi laufenlass­en.

Umso dringender und drängender stellen sich zahlreiche Fragen – nicht nur von vielen Menschrech­tlern: Wer gestattete diesem schrecklic­hen Richter die Einreise nach Deutschlan­d, respektive Niedersach­sen? Die Bundesregi­erung? Oder etwa die Landesregi­erung? Oder beide? Gibt es ein freies Geleit, diplomatis­che Immunität oder ein klammheiml­iches Augenzudrü­cken und Wegsehen wegen der Geschäfte mit dem Iran? Eine schlimme Vorstellun­g.

Noch schlimmer: Niedersach­sen darf nicht zum Sanatorium für Menschenre­chtsverbre­cher werden, wie es völlig zu Recht Ex-Minister Meyer treffend formuliert. Allein der Anschein wäre verheerend.

Die Landesregi­erung sollte sich schnell freimachen vom Verdacht auch nur der kleinsten Kumpanei.

@ Den Autor erreichen Sie unter Reichenbac­hs @infoautor.de

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DPA-BILD: TAHERKENAR­EH Krank: Mahmud Hashemi Shahrudi |
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