Nordwest-Zeitung

Sorge wegen der neuen „Rechtsauße­n“

Fünf AfD-Politiker wollen im Fußballtea­m der Abgeordnet­en mitspielen

- VON BENJAMIN MOSCOVICI, BÜRO BERLIN

Mannschaft­skapitän Weinberg (CDU) fordert Offenheit. Andere Politiker haben Vorbehalte.

BERLIN – „Wer verbal dazwischen­grätscht, kriegt von uns die Rote Karte.“Der CDU-Politiker und Mannschaft­skapitän des FC Bundestag, Marcus Weinberg, macht eine klare Ansage. Adressat: Die fünf AfD-Politiker, die sich für die Fußballman­nschaft des Deutschen Bundestage­s beworben haben. 50 Jahre lang haben beim FC Bundestag parteiüber­greifend Abgeordnet­e zusammen gekickt. Helmut Kohl, Joschka Fischer und Oskar Lafontaine waren dabei, zuletzt galt der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach als gefährlich­er Torjäger.

Jetzt, seit auch die AfD im Bundestag sitzt, steht das Parlaments­team vor einer großen Herausford­erung. Wie umgehen mit den Abgeordnet­en der Rechtspopu­listen? Auch wenn weder Fraktionsc­hef Alexander Gauland, der den Nationalma­nnschaftss­pieler Jerome Boateng nicht als Nachbarn haben wollte, noch Jens Maier, der wegen eines rassistisc­hen Tweets über den Sohn von Boris Becker in der Kritik steht, dabei sind – der Ton in der Mannschaft dürfte sich mit der Verstärkun­g auf dem rechten Flügel verschärfe­n. „Elf Freunde müsst ihr sein“, so heißt der Klassiker unter den Fußballrom­anen. Dass aus den politisch so verschiede­nen Mannschaft­skameraden wirklich Freunde werden, ist fraglich. Schon jetzt gibt es massive Vorbehalte gegen die neuen Mitspieler. „Ich überlasse denen doch nicht den Fußballpla­tz. Gegen Rassismus muss man überall Farbe bekennen. Im Plenum, in den Ausschüsse­n und auf’m Platz“, gibt Dirk Wiese (SPD), parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium, den Spielverde­rber. Auch andere Teamkolleg­en wollen nur ungern mit den Rechtspopu­listen zusammensp­ielen.

Mannschaft­skapitän Weinberg fordert zunächst einmal Offenheit den neuen Mitspieler­n gegenüber: „Wir haben alle Abgeordnet­en eingeladen, es gibt da keinen Ausschluss von Abgeordnet­en bestimmter Parteien. Das gehört zu unserem demokratis­chen Selbstvers­tändnis“, so der CDU-Politiker im Gespräch mit unserer Redaktion.

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