Schnellvergesser
Wir sind jetzt mal fies und erinnern uns. Daran, dass die Elbphilharmonie erst mit fast zehn Jahren Verspätung fertig wurde. Dass die Baukosten am Ende mehr als das Dreieinhalbfache der geplanten Summe betrugen – ca. 789 Millionen Euro. Ein paar Milliönchen davon hat rüstig der Steuerzahler, der Schnellvergesser und Ewigzahler, berappt. Dass es Baumängel gab, darunter undichte Dächer und Stolperfallen – wegen fehlender Markierungen kam es 2017 zu Stürzen mit zum Teil schweren Knochenbrüchen. Wasserschäden und Schimmelbefall haben wir da noch gar nicht erwähnt. Oder, dass die gerühmte Akustik diskussionswürdig ist. Und dass viele unzufrieden sind mit der Kartenpolitik, weil sie selbst als Hamburger schwer an Eintrittskarten für das angebliche „Kulturdenkmal für alle“kommen.
Der Rest, freilich, ist pure Begeisterung über ein architektonisches Meisterwerk der Hansestadt, ein neues Wahrzeichen am Hafen, über ein international beachtetes Konzerthaus. Eine solche Wahrnehmung erinnert an die Bewohner von Paris, die sich zunächst tüchtig gegen das stählerne Ungetüm wehrten, das sich Eiffelturm nannte. Heute ist jeder stolz darauf. Was lernen wir also? Erinnern mag gut sein, Vergessen ist offenbar besser.
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