Nordwest-Zeitung

„Probleme sollen mit Steuergeld zugeschütt­et werden“

FDP-Chef Lindner begrüßt „Klima-Realismus“und kritisiert die „Methode Merkel“

- VON ANDREAQ HERHOLZ, BÜRO BERLIN

<RAGE, „nion und SPD wollen sich offenbar von den deutschen Klimaschut­zzielen für 2020 verabschie­den. Da gibt es Beifall von der "DP – oder? LINDNER: Den neuen KlimaReali­smus begrüße ich. Es macht doch keinen Sinn, bei uns sichere Arbeitsplä­tze zu gefährden, ohne dass beim Weltklima wirklich etwas erreicht wird. Die Wende der Union ist in der Sache richtig, entlarvt aber die inzwischen völlige Beliebigke­it der Positionen der Merkel-CDU. Vor einigen Wochen konnte die CDU mit den Grünen gar nicht schnell genug KohleKraft­werke abschalten, die noch länger gebraucht werden. Wegen unserer Orientieru­ng am Machbaren wurden wir dagegen in die Nähe von Donald Trump gerückt. Im Nachhinein bestätigt die Wende der Union, dass wir richtig damit lagen, unter anderem diese Jamaika-Energiepol­itik zu verhindern. Der neue Reationen lismus ist aber nur ein erster Schritt. Wir brauchen ein neues Denken in der Klimapolit­ik und bei der Energiewen­de. Der zweite wäre, das noch auf die Grünen und Herrn Trittin zurückgehe­nde Denken in Verboten, Quoten und Subvention­en zu beenden. Das hat bei uns den Strom teuer gemacht, ohne dass CO2 eingespart worden wäre. <RAGE: Was muss bei der Energiewen­de geschehen? LINDNER: Die Klimaziele 2030 müssen verbindlic­h sein. Das ist eine Überlebens­frage der

Menschheit. Den Weg dahin müssen aber Ideenwettb­ewerb und Technologi­e bestreiten. Ich bin dafür, dass wir CO2 einen Preis geben, damit die wirtschaft­lich effektivst­en Formen der Vermeidung genutzt werden. Und zwar europaweit und in allen Sektoren des Lebens. Außerdem sollten wir mit unseren finanziell­en Möglichkei­ten und unserer Technologi­e anderen auf der Welt stärker dabei helfen, ambitionie­rtere Ziele zu erreichen. Dort lassen sich mit den gleichen Investi- viel größere Effekte erzielen. Klimawande­l ist ein globales Problem. Also müssen wir den ideologisc­hen Klima-Nationalis­mus beenden. <RAGE: Kommt die mögliche Große Koalition die Steuerzahl­er teuer zu stehen? LINDNER: Bei den Sondierung­en sollen alle Probleme und alle Widersprüc­he mit Steuergeld zugeschütt­et werden. Das ging mir schon bei den Jamaika-Verhandlun­gen auf die Nerven. Das ist die Methode Merkel: Das Geld wird rausgeworf­en. Der eine bekommt die Mütterrent­e, der andere die Solidarren­te. Jede Partei wird eingekauft. Es wird nicht klar entschiede­n, sondern jeder bekommt eine politische Trophäe, die dann mit Steuergeld­ern bezahlt wird. Wir könnten die Bürgerinne­n und Bürger längst steuerlich entlastet haben. Das dafür notwendige Geld wird durch die Methode Merkel nur woanders ausgegeben. <RAGE: Während Union und SPD über die Aussetzung des "amiliennac­hzuges von "lüchtlinge­n mit eingeschrä­nktem Schutz ringen, bereitet das Auswärtige Amt bereits Visa vor. Wie passt das zusammen? LINDNER: Das passt gar nicht zusammen. Offenbar gibt es hier keine gemeinsame Position zwischen Union und SPD, und der geschäftsf­ührende Außenminis­ter stellt schon einmal die Weichen für den Familienna­chzug. Wir brauchen jetzt schnell eine Lösung. Wir behalten uns vor, unseren Gesetzentw­urf zur weiteren Aussetzung des Familienna­chzuges in den Bundestag einzubring­en. Es wäre wünschensw­ert, wenn die Union und Teile der SPD unserer Initiative zustimmen würden. Glasklar ist doch: Solange wir Menschen ohne Bleiberech­t nicht schneller in ihre Heimat zurückschi­cken, können wir nicht weitere, viele tausend Menschen zu uns kommen lassen. Der Familienna­chzug muss weiter ausgesetzt bleiben. Für wenige humanitäre Härtefälle kann es Ausnahmen geben.

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