Patient und Blutrichter
Shahrudi gehört angeklagt. Das sagt Martin Lessenthin, Internationale Gesellschaft für Menschenrechte.
FRAGE: Herr .essenthin, wie bewerten Sie , dass der langjährige oberste Richter des iranischen Regimes, Shahrudi, sich völlig ungestört in einem Hannoveraner Krankenhaus behandeln lässt?
LESSENTHIN: Ein unglaublicher Vorgang angesichts der aktuellen Proteste im Iran. Dort gehen verzweifelte Menschen gegen die iranische Theokratie auf die Straße, um für ihre Freiheit zu kämpfen, während sich der einstige Blutrichter von Teheran in Deutschland kurieren lässt. Shahrudi ist ein Repräsentant des drakonischen Unterdrückungsapparats gegen Demokratie, Minderheiten, Religionsfreiheit und Frauenrechte. Zurück im Iran, könnte er in der Hierarchie der Theokratie sogar als möglicher Nachfolger von Religionsführer Khamenei auf Platz eins aufsteigen.
FRAGE: Ist Shahrudi verantwortlich für die Verletzung von Menschenrechten? LESSENTHIN: Ja. Die gesamte Gewalt liegt in der Hand des Revolutionsführers und seines Wächterrats. Der Patient von Hannover gehört zu denjenigen, die auf brutalste Weise Menschenleben gefährdet oder sogar ausgelöscht haben. FRAGE: Ist er wirklich ein Blutrichter?
LESSENTHIN: Das muss man so stehen lassen! Dieses Etikett hat sich Shahrudi durch sein Wirken beharrlich erarbeitet.
FRAGE: Was erwarten Sie von der deutschen )olitik und Justiz? LESSENTHIN: Die juristischen Fragen sind äußerst kompliziert. Wir haben uns leider daran gewöhnt, dass auf den Iran und seine Henkersknechte zu viel Rücksicht genommen wird, weil man immer an das Schlimmste, die atomare Bedrohung, denkt. Dabei geht der Blick für die Opfer verloren. Die deutsche Justiz muss alles prüfen, ob so jemand nicht auf die Anklagebank gehört.