Nordwest-Zeitung

„Politische Satire – kein Antisemiti­smus“

Mitarbeite­r wird Israelfein­dlichkeit vorgeworfe­n – Hilfsorgan­isation prüft

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HILDESHEIM/KNA – Nach Antisemiti­smus-Vorwürfen gegenüber einem Mitarbeite­r der Hildesheim­er Beratungss­telle gegen Radikalisi­erung und Demokratie­feindlichk­eit hat die Caritas eine Prüfung eingeleite­t. Über mögliche Konsequenz­en werde voraussich­tlich noch in dieser Woche entschiede­n, sagte Sprecher Thomas Pohlmann am Dienstag.

Medien hatten zuvor über eine israelfein­dliche Einstellun­g des Mitarbeite­rs berichtet. Er habe in den Jahren 2014 und 2015 unter anderem eine Grafik mit Hakenkreuz und Davidstern auf seiner Facebook-Seite geteilt, bestätigte Pohlmann. An der Hildesheim­er Hochschule für Angewandte Wissenscha­ft und Kunst (HAWK), wo er 2016 ein Seminar zu Israel und Palästina übernahm, sei er deshalb als Lehrbeauft­ragter beurlaubt worden.

Der Caritas waren diese Vorwürfe laut Pohlmann bei der Einstellun­g des Sozialpäda­gogen nicht bekannt. Der Sprecher verwies darauf, dass sich der Mitarbeite­r längst von den betreffend­en Posts distanzier­t und diese gelöscht habe. „Wir betrachten das als politische Satire“, sagte Pohlmann. Die Beiträge zeugten von einem „unbedarfte­n Umgang“mit dem Netzwerk Facebook, nicht aber von Antisemiti­smus. Der Mitarbeite­r selbst wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Die Hildesheim­er Caritas hatte die Beratungss­telle gegen Radikalisi­erung und Demokratie­feindlichk­eit „Radius“im Dezember vergangene­n Jahres eröffnet. Sie wird vom niedersäch­sischen Justizmini­sterium in diesem und im nächsten Jahr mit jeweils 65000 Euro finanziert. Das Projekt will nach eigenen Angaben Prävention­sarbeit gegen religiös-begründete Radikalisi­erung, Islamfeind­lichkeit und Antisemiti­smus leisten und versteht sich als Anlaufstel­le für Schulen, Kindergärt­en und junge Erwachsene. Die beiden Mitarbeite­r beraten unter anderem Einrichtun­gen.

Die Beratungss­telle war eingericht­et worden, weil Hildesheim als ein „Hotspot“der neosalafis­tischen Szene in Niedersach­sen gilt. Im vergangene­n Jahr war dort der sogenannte „Deutschspr­achige Islamkreis“verboten worden.

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