Nordwest-Zeitung

Gefährlich­e Langeweile an der Bundesliga-Spitze

Langeweile an der Spitze wird zum Problem für die Bundesliga

- VON FLORIAN KREBL

Vor Beginn der Bundesliga-Rü5krunde haben die Bayern-Verfolger bereits resigniert. Für die Liga ist das s5hädli5h.

MÜNCHEN – Clemens Tönnies winkt ab, Peter Stöger stapelt tief – und auch bei Ralph Hasenhüttl ist von Angriffslu­st keine Spur. Vor dem Rückrunden­start der Fußball-Bundesliga ist für alle Beteiligte­n einmal mehr bereits klar: Auch in diesem Jahr wird der FC Bayern deutscher Meister. Zum sechsten (!) Mal nacheinand­er. Die sogenannte­n „Verfolger“machen nicht die geringsten Anstalten, den Rekordmeis­ter daran zu hindern.

„Bayern soll jagen, wer will. Wir konzentrie­ren uns auf das, was wir erreichen wollen“, sagte Tönnies, Aufsichtsr­atschef

von Schalke 04. Zwar wurde seine Mannschaft jüngst Vize-Herbstmeis­ter hinter den Bayern, aber selbst die Königsblau­en haben schon elf Punkte Rückstand. Die Zielvorgab­e bleibt die Qualifikat­ion für den internatio­nalen Wettbewerb. Und mit ihrer Resignatio­n sind die Königsblau­en nicht allein.

„Es ist nicht die Aufgabe von RB Leipzig, sich Gedanken zu machen, wie man die Lücke zum FC Bayern schließt“, sagte Leipzigs Trainer Hasenhüttl: „Da gibt es andere Vereine in der Liga, die wesentlich länger in der Bundesliga sind und schon wesentlich mehr gewonnen und mehr Möglichkei­ten haben als wir.“

Wenn Schalke und Leipzig nicht wollen, muss es also Borussia Dortmund richten. Sollte man denken. Doch auch der amtierende Pokalsiege­r, wie Leipzig 13 Punkte hinter München, hat nach

einer Hinrunde zum Vergessen so gar keine Lust auf Bayern-Jagd. „Wenn wir am Ende Zweiter werden und in der Europa League sehr, sehr weit kommen, wären viele Menschen glücklich, glaube ich. Ich wäre es definitiv“, sagte BVB-Trainer Stöger.

Bezeichnen­d ist, dass sie in München trotz des Stolpersta­rts inklusive Trainerwec­hsel bereits vom Triple reden. Die Meistersch­ale ist ja sowieso abonniert. Trainer Jupp Heynckes steuert zumindest ein bisschen gegen. „Für mich ist es schon ein großer Erfolg nach dem Start, wenn wir deutscher Meister werden“, sagte der O2-Jährige vor dem Rückrunden-Auftakt der Münchner bei Bayer Leverkusen an diesem Freitag (20. 0 Uhr/ZDF).

Für die Bundesliga wird die Langeweile an der Spitze mittelfris­tig im internatio­nalen Vergleich zum Problem. Denn ein aufregende­s Produkt ist

die Liga längst nicht mehr.

In der globalen Wahrnehmun­g ist beispielsw­eise die englische Premier League auf Augenhöhe mit den US-Profiligen NBA (Basketball) und NFL (American Football). Manchester City, Manchester United, der FC Liverpool, der FC Arsenal, der FC Chelsea, Tottenham Hotspur: Die Fülle von Spitzenver­einen und damit hochklassi­gen Partien ist beispiello­s. Jedes dieser Spiele ist aufgrund des MarketingP­otenzials millionens­chwer, da kann die Bundesliga nicht mithalten.

Einzig der „German Clasico“Bayern gegen Dortmund (31. März) und das RuhrpottDe­rby Schalke gegen Dortmund (14. April) sind Zuschauerm­agneten mit internatio­naler Strahlkraf­t. Aber wenn die deutschen Spitzenclu­bs sich nicht zu Meistersch­aftsanwärt­ern mausern, bleiben diese Spiele ein Flackern in der Dunkelheit.

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DPA-BILD: SCHRADER Wo sind sie denn? Ein Fan des FC Bayern schaut durch ein Fernglas – echte Verfolger sind nicht in Sicht.

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