„Ärmere Schulkinder brauchen mehr Hilfen“
Caritas und Diakonie im Oldenburger Land schlagen Alarm
Das Geld, das arme Familien für den Schulbedarf ihrer Kinder erhalten, reicht bei Weitem nicht aus. Das ergab eine aktuelle Untersuchung im Nordwesten.
OLDENBURG – Caritas und Diakonie im Oldenburger Land haben die Bundes- und Landespolitik aufgefordert, Schulkinder aus ärmeren Fa- milien stärker als bisher finanziell zu unterstützen. Die im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets zur Verfügung gestellten 100 Euro pro Schuljahr reichen nach einer aktuellen Untersuchung bei Weitem nicht aus. Die Auswertung von Bedarfslisten aus dem gesamten Oldenburger Land habe einen Durchschnittswert von 152,67 Euro ergeben, teilten Vertreter der beiden kirchlichen Wohlfahrtsverbände am Mittwoch in Oldenburg mit.
Caritas-Direktor Gerhard Tepe und Diakonie-Vorstand Thomas Feld forderten eine kurzfristige Anpassung der finanziellen Hilfe an die tatsächlichen Notwendigkeiten. Auf diese Weise könne eine Fortsetzung der Ausgrenzung und Stigmatisierung von Familien mit wenig Geld beendetwerden.
In Niedersachsen gelte jeder fünfte der insgesamt 823000 Schüler als arm. Bekomme jeder dieser Schüler 100 Euro mehr, seien dies knapp 16,5 Millionen Euro. Feld erklärte: „Das ist eine durchaus überschaubare Summe für mehr Bildungsgerechtigkeit.“Langfristig sei es sinnvoll, zu einer absoluten Lehr- und Lernmittelfreiheit an den Schulen zu kommen, damit Bildung nicht auf Dauer von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern abhänge.
An die Lehrer appellierten die Caritas- und Diakonievertreter, bei der Aufstellung der Bedarfslisten sensibel vorzugehen und mehr Rücksicht auf die bedürftigen Schülerinnen und Schüler zu nehmen.
Die staatliche Unterstützung von Schülern aus ärmeren Familien reicht bei Weitem nicht aus. Eine neue Untersuchung zeigt erschreckende Mängel auf.
IM NORDWESTEN – Schülerinnen und Schüler aus Familien mit geringem Einkommen standen im vergangenen Jahr im Mittelpunkt der -Weihnachtsaktion. Mehr als 160 000 Euro gingen an bedürftige Familien im gesamten Oldenburger Land. Damit wurden finanzielle Lücken ausgeglichen, die durch die Kosten für Schulmaterial entstanden waren.
Eine Auswertung der Weihnachtsaktion ergab inzwischen, dass der Bedarf für Schul- und Lernmaterial im Oldenburger Land sehr viel höher ist als die 100 Euro pro Schuljahr, die aus dem sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket an Familien mit wenig Geld gezahlt werden.
Insgesamt 277 sogenannter Bedarfslisten aus unterschiedlichen Schultypen zwischen Wilhelmshaven und Vechta wurden analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass die durchschnittliche Belastung zum Schuljahresbeginn für Bücher, Hefte, Stifte, Kopiergeld und ähnliches bei 152,67 Euro liegt.
Am teuersten ist der Schulbesuch in Vechta (199,71 Euro), gefolgt von Cloppenburg (171,37 Euro), Olden-
burg (168,38 Euro), Wilhelmshaven/Friesland (125,33 Euro) und Delmenhorst (102,65 Euro).
Um die Forderung nach einer Anpassung der derzeit zu geringen staatlichen Leistungen zu untermauern, laden Caritas und Diakonie Familien ein, an einer LangzeitUntersuchung der tatsächlichen
Kosten teilzunehmen. Damit soll für das gesamte Oldenburger Land dokumentiert werden, wie hoch die Aufwendungen wirklich sind, die Eltern für ihre Schulkinder im Verlauf eines Jahres aufzubringen haben. Interessierte Familien können sich bei Caritas (04441-87070) oder Diakonie (0441-2100114) melden.