Nordwest-Zeitung

Gisdol macht aus Torwartfra­ge großes Geheimnis

Mathenia und Pollersbec­k konkurrier­en beim HSV um Platz zwischen den Pfosten

- VON FRANKO KOITZSCH UND CLAAS HENNIG

HAMBURG – Markus Gisdol hat lange mit sich gerungen, jetzt hat er eine Entscheidu­ng getroffen. Nur verraten wollte der Trainer des Hamburger SV am Donnerstag noch nicht, wen er in der Rückrunde der Fußball-Bundesliga ins Tor stellt: weiterhin Stammkeepe­r Christian Mathenia oder U21-Europameis­ter Julian Pollersbec­k?

„Die Entscheidu­ng ist weitgehend gefallen. Aber wir werden noch mal die Köpfe zusammenst­ecken, auch mit dem Torwarttra­iner“, sagte der 48-Jährige. Am Freitag nach dem Abschlusst­raining für das Spiel beim FC Augswortun­gslos burg am Samstag (15.30 Uhr) will er seinen Keepern und der Mannschaft seine Wahl mitteilen. Jüngst hatte er immer wieder von einer „Bauchentsc­heidung“gesprochen.

Die Beantwortu­ng der Frage ist auch für Gisdol risikoreic­h. Angesichts der prekären Situation als Tabellenvo­rletzter ist der Schlussman­n noch stärker gefordert, seinem Team Rückhalt und Sicherheit zu geben. „Eine schwere Entscheidu­ng. Ich möchte nicht in der Haut des Trainers stecken“, sagt Sportchef Jens Todt. Beim Casting sowohl im Training als auch in den Testspiele­n konnte sich weder Mathenia noch Pollersbec­k einen deutlichen Vorteil erarbeiten.

Dass Pollersbec­k überhaupt wieder als Nummer eins infrage kommt, war vor wenigen Wochen undenkbar. Da war der 1,95-Meter-Mann nur noch dritte Wahl hinter Mathenia und Ersatzmann Tom Mickel. Zu faul, zu genügsam, zu selbstgefä­llig, hieß es. Heftige Kritik prasselte auf den 23Jährigen ein. „Er denkt, er habe es nicht nötig. Eristzubeq­uemundhats­ehr wenig Eigenantri­eb. Julian fehlt es an Selbstkrit­ik“, rüffelte ihn sein früherer Lauterer Torwarttra­iner Gerry Ehrmann in einem Sport-1-Interview: „Wenn man so verantno mit seinem Job umgeht, ist das traurig.“Das war vor acht Wochen.

Pollersbec­k galt bei seinem Wechsel im Sommer vom Zweitligis­ten 1. FC Kaiserslau­tern zum HSV als Investitio­n in die Zukunft. Beim Gewinn der U-21-EM wurde er als bester Torwart des Turniers geehrt. Trainer Stefan Kuntz adelte seinen Schlussman­n: „Julian ist bereit für die Bundesliga.“Der HSV griff zu und holte sich das Talent für 3,5 Millionen Euro. Stammkeepe­r René Adler ging zu Mainz 05.

Fortan war der Kampf ums HSV-Tor eröffnet. Der Neue könnte aus dem Stand Mathenia verdrängen, wurde gemutmaßt. Doch dann griff der Jung-Keeper in Testspiele­n daneben, machte nicht den sichersten Eindruck. Erst wackelte er, dann fiel er. Mathenia, der in der vergangene­n Spielzeit den lange verletzten Adler immer wieder überzeugen­d vertreten hatte, ging als neue Nummer eins in die Saison. Als sich der HSV durch die Hinrunde quälte, geriet auch Mathenia in den Fokus. Einige Gegentore gingen auf die Kappe des 25-Jährigen.

Bei einer anderen Personalie ist sich Gisdol indes sicher: Der Trainer verzichtet gegen Augsburg auf den wechselwil­ligen Brasiliane­r Walace. „Er ist weder körperlich in seinem besten Zustand, vor allem mental nicht hundert Prozent mit dem Kopf bei der Sache“, sagte Gisdol am Donnerstag.

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