Nordwest-Zeitung

Schauspiel

- VON LARS RECKERMANN

Gott sei Dank sind die nichtssage­nden Schlüssell­ochBilder, fotografie­rt durch halb abgedunkel­te Fenstersch­eiben diverser Besprechun­gszimmer, nun vorbei. Was für ein schlechtes Polit-Schauspiel. Wir Journalist­en waren leider Teil dieses Schauspiel­es. Es soll Currywurst für die Sondierung­steilnehme­r gegeben haben. Gegenüber dem Willy-Brandt-Haus, dem Verhandlun­gsort, sind Autos aufgebroch­en worden. Das geschieht in Berlin übrigens fast 100 Mal am Tag. Das alles waren Nachrichte­n, die aufgrund der Nachrichte­nsperre veröffentl­icht wurden.

Ich bin schon berufsbedi­ngt kein Freund von Nachrichte­nsperren. Ich bin auch kein Fan von inszeniert­en Nachtsitzu­ngen. Was soll das? Hans-Günter Weeß ist Schlafmedi­ziner. Er sagt: „Der Schlafdruc­k nimmt zu, und eigentlich will man nur noch eines: ab ins Bett. Und dann stimmt man bei dem einen oder anderen Punkt vielleicht zu, den man unter Wachheit gar nicht so akzeptiere­n würde.“Aber selbst daran haben uns die Politiker nicht teilnehmen lassen. Ich möchte doch wissen, wie eine Partei für ihr Anliegen gekämpft hat. Wo tat es besonders weh? Was wurde zuletzt entschiede­n – und warum? Unter welchen Bedingunge­n haben CDU, CSU und SPD dieses oder jenes Ergebnis zugelassen?

Jetzt liegen 28 Seiten, aufgeschri­eben in 24 Stunden, auf dem Tisch. Sollte es am Ende zur vierten Großen Koalition in der Geschichte der Bundesrepu­blik kommen, beweist allein schon die Art der Sondierung­sgespräche das Motto der Polit-Ehe: Es gibt ein Weiter so. Schade.

@ Den Autor erreichen Sie unter Reckermann@infoautor.de

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