Kostenlos Busfahren
Linke/Piraten beantragen Freifahrten an Adventssamstagen
Die Gruppe Linke/Piraten beantragt im Verkehrsausschuss an diesem Montag, dass an vier Samstagen im Advent die Busse in Oldenburg kostenlos fahren sollen. Bei einer Umsetzung gäbe es laut VWG aber viel zubeachten
Die Antragsteller wollen damit Anreize schaffen, das Auto stehen zu lassen. Unklar ist, wie viel das kosten würden.
OLDENBURG – „Den Fahrschein, bitte!“Ein Satz, den die Ratsgruppe Linke/Piraten nicht mehr hören möchte – jedenfalls nicht an den vier Samstagen vor dem nächsten Weihnachtsfest. Im Verkehrsausschuss an diesem Montag (ab 17 Uhr im Technischen Rathaus, Industriestraße 1) beantragt die Gruppe, dass die Busse der VWG an diesen vier Tagen kostenlos genutzt werden können.
„Mit dieser Maßnahme soll ein zusätzlicher Anreiz geschaffen werden, an diesen besonders verkehrsbelasteten Tagen mit dem Bus und nicht mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren“, heißt es in dem Antrag. Für die Besucher von außerhalb solle damit die Möglichkeit erleichtert werden, das eigene Fahrzeug an einem Park-and-Ride-Parkplatz abzustellen und dann kostenlos in die Innenstadt zu fahren.
„Zusätzlich würde damit auch eine Verringerung der
Schadstoffbelastungen der Luft erreicht werden.“Für Linke und Piraten, die generell für einen solidarisch finanzierten öffentlichen Nahverkehr eintreten, wäre das kostenfreie Busfahren im Advent ein erster Schritt in eben jene Richtung. „Wenn dieses Angebot Zuspruch findet, soll ab nächstem Jahr dann auch geprüft werden, es gegebenenfalls auf weitere besonders verkehrsbelastete Tage auszudehnen“, heißt es in dem Antrag.
Da dem Verkehrsbetrieb VWG durch kostenfreie Fahrten an den Samstagen vor Weihnachten natürlich Einnahmen wegbrechen würden, hieße das für die Stadt als Hauptanteilseigner des
Unternehmens, dass sie ihren Zuschuss erhöhen müsste.
Um wie viel genau, da ist die Gruppe Linke/Piraten offenbar noch nicht sicher. Der Betrag solle im Rahmen der Verhandlungen mit der VWG geprüft werden. In ihrem Haushaltsentwurf vom Dezember vergangenen Jahres hatte die Gruppe 100 000 Euro für diesen Posten eingeplant.
Ob das ausreichen würde, das vermag selbst die VWG nicht zu sagen. „Zum heutigen Zeitpunkt lässt sich nicht abschätzen, wie hoch eine Inanspruchnahme des ÖPNV durch eine solche Maßnahme wäre und ob dadurch zusätzlich Leistung wie Busse und Fahrer zur Verfügung gestellt werden müsste“, sagt Unternehmenssprecher Morell Predoehl auf Anfrage der Ð. Seiner Schätzung nach befördert die VWG bislang an jedem Adventssamstagen 50000 bis 75 000 Fahrgäste.
Zudem verweist Predoehl darauf, dass die Umsetzung nicht so einfach sei, wie sie klinge. Denn im Grundsatz sei die VWG an die Einhaltung der genehmigten Tarife im Verkehrsverbund Bremen/ Niedersachsen (VBN) gebunden. „Bei einer Tarifmaßnahme sind im Prinzip auch zunächst immer alle Verkehrsunternehmen, die gemeinsam innerhalb einer Tarifzone unterwegs sind, betroffen.“Bei Freifahrten für alle müsse zudem geklärt werden, ob und wie Stammkunden mit Monats- oder Abotickets einen Ausgleich erhalten.
Chancenlos scheint der Antrag dennoch nicht zu sein. Die CDU-Fraktion zeigt Offenheit gegenüber dem Thema in Form eines Ergänzungsantrags. Demnach soll auch geprüft werden, ob ein anderer Zeitraum für Freifahrten geeigneter ist, da es an den Adventssamstagen ohnehin schon voll sei in den Bussen, „ist zu vermuten, dass bei noch stärkerer Frequenz kein positiver Erlebniseffekt für die Nutzerinnen und Nutzer eintritt.“