Nordwest-Zeitung

„Nicht-Spender sollen Nein sagen“

Immer weniger Organspend­er – Lauterbach (SPD) für Kurswechse­l

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

BERLIN – Die Zahl der Organspend­er in Deutschlan­d hat 2017 einen neuen Tiefpunkt erreicht. Nach den Statistike­n der Deutschen Stiftung Organtrans­plantation (DSO) gab es nur 797 Spender, 60 weniger als im Vorjahr. Das ist der niedrigste Stand seit 20 Jahren, teilte die Stiftung mit.

Jetzt fordert SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach im Gespräch mit der Ð einen dringenden Kurswechse­l: „Wir brauchen eine Widerspruc­hslösung. Die Organspend­e muss zum Regelfall werden. Wer nicht spenden will, muss vorher ‚Nein‘ sagen“, sagte der Bundestags­abgeordnet­e. „Notwendig wäre ein Register, in das man sich eintragen kann, wenn man nicht bereit ist zu spenden. Wir können verlangen, dass sich jeder aktiv erklärt, der seine Organe im Todesfall nicht für das Leben anderer Menschen hergeben möchte.“Das derzeitige Verfahren in Deutschlan­d, wonach Organe nur entnommen werden dürfen, wenn Menschen einen Organspend­e-Ausweis bei sich führen, setze „zu hohe Hürden“, so Lauterbach.

Jemandes Vertrauen zu verlieren, ist leicht. Es zurückzuge­winnen – das ist doppelt schwer. Nach mehreren Skandalen und Ungereimth­eiten mit Spenderorg­anen in den vergangene­n Jahren hat Deutschlan­d einen extrem niedrigen Wert erreicht. Dabei warten 10 000 Patienten dringend auf ein Spenderorg­an. Auch im Vergleich mit anderen Ländern ist die Organspend­ebereitsch­aft in Deutschlan­d gering ausgeprägt.

In Spanien, wo Menschen explizit einer Organentna­hme widersprec­hen müssen, steigt die Zahl der Organspend­en. Dort verzeichne­t man 47 Organspend­er pro eine Million Einwohner – in Deutschlan­d sind es weniger als zehn. Zu tun gibt es möglicherw­eise auch in den 1250 Kliniken, die ans Organspend­e-System angeschlos­sen sind. In Bayern, wo Organspend­ebeauftrag­te für ihre Arbeit freigestel­lt sind, ist die Zahl der Organspend­er steigend. Bayern liefert auch den höchsten Wert unter allen Bundesländ­ern. Das könnte beispielge­bend sein.

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