„IS-Miliz noch nicht besiegt“
Ursula von der Leyen wirbt in Jordanien für Fortsetzung des Einsatzes
Die deutschen Tornados machen Bilder, um ISZiele in Syrien und im Irak zu bombardieren. Die Ministerin lobt den neuen Standort.
AL-ASRAK/AMMAN – Als Ursula von der Leyen aus ihrem Wagen steigt, startet donnernd ein F-15-Kampfjet. Die Bundesverteidigungsministerin ist zu ihrem ersten Besuch auf dem jordanischen Luftwaffenstützpunkt Al-Asrak eingetroffen, seitdem die deutschen Soldaten aus der Türkei hierher umgezogen sind. Die CDU-Politikerin schüttelt Hände, lässt sich von Piloten die deutschen Tornados zeigen, vom Kommandanten über den Stand im Kampf gegen die Terrormiliz IS unterrichten.
„Wir werden den IS weiter bekämpfen“, sagt von der Leyen. Die Terrormiliz sei zerschlagen, aber noch lange nicht besiegt. Man müsse verhindern, dass der IS sich in
Rückzugsorten einniste. Dazu könne die deutsche Aufklärungstechnik einen wichtigen Beitrag leisten, rechtfertigt die Ministerin die Fortsetzung des Einsatzes, obwohl der IS in der Fläche längst besiegt ist.
Die Tornados aus Deutschland machen Bilder, um ISZiele in Syrien und im Irak zu bombardieren. „Je mehr sich der IS im Untergrund versteckt, desto mehr ist es eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, beschreibt Dominique G., Chef der Einsatzstaffel vor Ort, die zunehmenden Schwierigkeiten.
Direkt nach Abschluss der Groko-Sondierungen in Berlin ist von der Leyen mit Bundestagsabgeordneten
zum Truppenbesuch in die jordanische Wüste gereist. Welche Rolle sie in einer künftigen Regierung spielen könnte, ist offen. Greift sie nach dem Finanzoder Außenministerium, um ihr Profil zu schärfen? Bleibt sie der Truppe treu, die wegen ihrer Schelte am „Haltungsproblem“noch immer sauer auf die Ministerin ist? Der Besuch bei den deutschen Soldaten in Jordanien – es könnte auch der Auftakt einer Abschiedsrunde sein.
Container und Zelte, umgeben von einem Festungswall aus Sandsäcken: Rund 300 Männer und Frauen der Bundeswehr sind in Al-Asrak stationiert. Dahinter erstreckt sich eine flache und lebensfeindliche Geröllwüste.
Am Sonntag übergibt die Ministerin in der Hauptstadt Amman Dutzende Laster, Kleinbusse und zwei Flugzeuge an die jordanischen Sicherheitskräfte. Es ist die vorerst letzte Lieferung der bereits vereinbarten „Ertüchtigungshilfe“.
Gekommen, um zu bleiben? Anlass für die Truppenverlegung war die Weigerung der Türkei, Bundestagsabgeordnete die Truppe in Incirlik besuchen zu lassen. Von der Leyen scheint die Verlegung nicht zu bereuen, im Gegenteil: „Die Basis ist ein hervorragender Standort“, sagt die Ministerin. Das Land spiele eine ausgleichende Rolle in der Region und habe Millionen von Flüchtlingen aufgenommen, betont von der Leyen.
130 Millionen Euro hat das Verteidigungsministerium im letzten Jahr für Militärhilfen an Jordanien ausgegeben, das Auswärtige Amt hat weitere 130 Millionen an humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit gezahlt.