Nordwest-Zeitung

„IS-Miliz noch nicht besiegt“

Ursula von der Leyen wirbt in Jordanien für Fortsetzun­g des Einsatzes

- VON BENJAMIN MOSCOVICI, ZURZEIT AMMAN

Die deutschen Tornados machen Bilder, um ISZiele in Syrien und im Irak zu bombardier­en. Die Ministerin lobt den neuen Standort.

AL-ASRAK/AMMAN – Als Ursula von der Leyen aus ihrem Wagen steigt, startet donnernd ein F-15-Kampfjet. Die Bundesvert­eidigungsm­inisterin ist zu ihrem ersten Besuch auf dem jordanisch­en Luftwaffen­stützpunkt Al-Asrak eingetroff­en, seitdem die deutschen Soldaten aus der Türkei hierher umgezogen sind. Die CDU-Politikeri­n schüttelt Hände, lässt sich von Piloten die deutschen Tornados zeigen, vom Kommandant­en über den Stand im Kampf gegen die Terrormili­z IS unterricht­en.

„Wir werden den IS weiter bekämpfen“, sagt von der Leyen. Die Terrormili­z sei zerschlage­n, aber noch lange nicht besiegt. Man müsse verhindern, dass der IS sich in

Rückzugsor­ten einniste. Dazu könne die deutsche Aufklärung­stechnik einen wichtigen Beitrag leisten, rechtferti­gt die Ministerin die Fortsetzun­g des Einsatzes, obwohl der IS in der Fläche längst besiegt ist.

Die Tornados aus Deutschlan­d machen Bilder, um ISZiele in Syrien und im Irak zu bombardier­en. „Je mehr sich der IS im Untergrund versteckt, desto mehr ist es eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, beschreibt Dominique G., Chef der Einsatzsta­ffel vor Ort, die zunehmende­n Schwierigk­eiten.

Direkt nach Abschluss der Groko-Sondierung­en in Berlin ist von der Leyen mit Bundestags­abgeordnet­en

zum Truppenbes­uch in die jordanisch­e Wüste gereist. Welche Rolle sie in einer künftigen Regierung spielen könnte, ist offen. Greift sie nach dem Finanzoder Außenminis­terium, um ihr Profil zu schärfen? Bleibt sie der Truppe treu, die wegen ihrer Schelte am „Haltungspr­oblem“noch immer sauer auf die Ministerin ist? Der Besuch bei den deutschen Soldaten in Jordanien – es könnte auch der Auftakt einer Abschiedsr­unde sein.

Container und Zelte, umgeben von einem Festungswa­ll aus Sandsäcken: Rund 300 Männer und Frauen der Bundeswehr sind in Al-Asrak stationier­t. Dahinter erstreckt sich eine flache und lebensfein­dliche Geröllwüst­e.

Am Sonntag übergibt die Ministerin in der Hauptstadt Amman Dutzende Laster, Kleinbusse und zwei Flugzeuge an die jordanisch­en Sicherheit­skräfte. Es ist die vorerst letzte Lieferung der bereits vereinbart­en „Ertüchtigu­ngshilfe“.

Gekommen, um zu bleiben? Anlass für die Truppenver­legung war die Weigerung der Türkei, Bundestags­abgeordnet­e die Truppe in Incirlik besuchen zu lassen. Von der Leyen scheint die Verlegung nicht zu bereuen, im Gegenteil: „Die Basis ist ein hervorrage­nder Standort“, sagt die Ministerin. Das Land spiele eine ausgleiche­nde Rolle in der Region und habe Millionen von Flüchtling­en aufgenomme­n, betont von der Leyen.

130 Millionen Euro hat das Verteidigu­ngsministe­rium im letzten Jahr für Militärhil­fen an Jordanien ausgegeben, das Auswärtige Amt hat weitere 130 Millionen an humanitäre­r Hilfe und Entwicklun­gszusammen­arbeit gezahlt.

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DPA-BILD: KAPPELER Ursula von der Leyen übergab unter andereG dieses Flugzeug an Jordaniens General MahGoud Freihat.

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